Wolfsburg – Der deutsche Autokonzern suche nicht nach Alternativen für das ursprünglich in der Türkei geplante neue Osteuropawerk.
„Wir sind nicht dabei, alternative Standortplanungen zu machen“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters VW-Produktionsvorstand Andreas Tostmann, der am Dienstag bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten sprach.
Man beobachte die Lage nach der Militäroffensive sorgfältig. Deswegen sei die Planung für ein Werk “on hold”. Sobald sich eine Entscheidung in Sachen Türkei-Werk “in die eine oder andere Richtung” abzeichne, wolle man darüber informieren. VW sehe sich in der komfortablen Situation, dass man noch etwas Zeit habe, um das geplante Projekt zu realisieren, berichtet Reuters weiter.
Nach Beginn der türkischen Anti-Terror-Offensive gegen den IS und den syrischen Ableger der Terrororganisation PKK, die YPG, in Nordsyrien, hatte VW angekündigt, die Pläne für das geplante Türkei-Werk vorerst gestoppt zu haben.
Die türkische Militäroffensive im Norden Syriens schaffe ein Umfeld, in dem es kein Votum für den Standort Türkei geben könne. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) berichtete, bewerbe sich Bulgarien wieder um die Milliarden-Investitionen des deutschen Autobauers.
Um sich den Zuschlag für das neue Werk zu sichern, sei Bulgarien bereit, die von Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan angebotenen Subventionen zu verdoppeln. „Wir haben einen Weg gefunden, dem Volkswagen-Konzern statt 135 Millionen Euro 250 bis 260 Millionen Euro anzubieten“, zitiert die Bild den bulgarischen Ex-Staatschef und Präsident des „Automobilclusters“ in Sofia, Rossen Plewneliew (55), der mit der FAZ sprach.
Demnach sei VW das Angebot unterbreitet worden, die Antwort stehe jedoch noch aus, so Plewneliew. Rechne man die Infrastruktur hinzu – etwa die Anbindung an die Schiene, an die Autobahn und die U-Bahn –, biete Sofia 800 Millionen Euro, damit VW die neue Fabrik in Bulgarien baue, berichtet Bild weiter.
Der türkische Einmarsch in Nordsyrien zwinge die Wolfsburger zu einer Neubewertung, berichtete das Handelsblatt am Dienstag.
Die Unterschrift unter den Verträgen werde es daher vorerst nicht geben. Wie die Deutsche Welle berichtete, bestätigte ein Unternehmenssprecher die Berichte: „Die endgültige Entscheidung für das neue Werk wurde vom Vorstand der Volkswagen AG vertagt.“