Ankara – Die Türkei wird die Erkundung der „Kohlenwasserstoffressourcen im östlichen Mittelmeerraum entschlossen fortsetzen“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt Ankara nach seinem Treffen mit Ersin Tatar, dem Premierminister der Türkischen Republik Nordzypern (TRNC).
Erdogan machte die unversöhnliche Haltung der griechisch-zyprischen Seite für den anhaltenden Zypern-Konflikt verantwortlich.
„Im östlichen Mittelmeerraum kann kein Projekt realisiert werden, das die Türkei oder die Türkische Republik Nordzypern ignoriert“, warnte der türkische Staatschef.
Die Türkei hat die einseitigen Bohrungen der griechisch-zyprischen Regierung im östlichen Mittelmeerraum wiederholt angefochten und betont, dass auch die Türkische Republik Nordzypern (TRNC) Rechte an den Ressourcen in der Region hat.
Seit dem Frühjahr dieses Jahres hat Ankara zwei Bohrschiffe – Fatih und zuletzt Yavuz – in das östliche Mittelmeer geschickt, um das Recht der Türkei und der Türkischen Republik Nordzypern (TRNC) auf die Ressourcen der Region geltend zu machen. Das erste seismische Schiff der Türkei, die Barbaros Hayrettin Pasa, die 2013 in Norwegen gekauft wurde, erkundet seit April 2017 das Mittelmeer.
Im Juli haben die Außenminister der EU-Staaten in Reaktion auf die umstrittenen türkischen Erdgas-Erkundungen vor Zypern Strafmaßnahmen gegen die Türkei beschlossen. Unter anderem sollen EU-Gelder für Ankara gekürzt und die Verhandlungen über ein Luftverkehrsabkommen eingestellt werden. Die türkische Regierung zeigte sich jedoch unbeeindruckt von den angekündigten Strafmaßnahmen und entsandte am darauffolgenden Tag ein viertes Bohrschiff Richtung Zypern.
Der EU-Beschluss, die Türkei zu sanktionieren, würde die Spaltung auf Zypern „nur vertiefen“ und hätte keine Auswirkungen auf die Türkei, sagte der Sprecher der regierenden AKP, Ömer Celik, nach den Ankündigungen.
„Es ist klar, dass ihr Vorgehen nicht mehr bringen wird, als die Spaltung auf der Insel Zypern zu vertiefen. Diese Sanktionen haben keine Auswirkungen auf die Türkei“, sagte Celik vor Journalisten in Ankara. Die türkischen Bohrschiffe Fatih und Yavuz würden ihre Arbeit im östlichen Mittelmeer fortsetzen, so Celik.
Auch der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu zeigte sich unbeeindruckt:
„Wenn Sie [EU] solche Entscheidungen gegen die Türkei treffen, werden wir die Aktivitäten [im östlichen Mittelmeerraum] verstärken. Wir haben drei Schiffe im östlichen Mittelmeer. Wir werden ein viertes Schiff so schnell wie möglich entsenden. Sie sollten verstehen, dass sie mit der Türkei nicht so umgehen können. Wir entscheiden, was wir auf unserem eigenen Kontinentalschelf tun werden“, sagte Cavusoglu auf einer Pressekonferenz.
Zypern wurde 1974 geteilt, nachdem Griechenland einen Militärputsch durchgeführt und die Türkei als Garantiemacht interveniert hatte. Die türkische Regierung hatte unter Premierminister Bülent Ecevit entschieden, am 20. Juli 1974 türkische Truppen auf die Insel zu entsenden, um eine ethnische Säuberung durch die nationalistische Regierung zu verhindern, die infolge eines von Griechenland unterstützten Putsches gegen den zyprischen Präsidenten, Erzbischof Makarios, an die Macht gekommen war. Die Putschisten strebten damals den Anschluss der gesamten Insel an das ebenfalls von einer Militärjunta regierte Griechenland an.
Bereits in den Jahren vor dieser Entwicklung hatte es vielfach Übergriffe und Pogrome gegen die türkische Bevölkerung auf Zypern gegeben. Die unter dem Namen „Operation Atilla“ durchgeführte Militäraktion führte in weiterer Folge zum Ende der Militärdiktatur in Griechenland, die türkischen Truppen blieben dennoch auf Nordzypern stationiert und 1983 erklärte der dort entstandene De-facto-Staat unter dem bis 2005 regierenden Langzeitpräsidenten Rauf Denktaş seine Unabhängigkeit. In den letzten Jahren gab es mehrere Versuche, die Insel zu einigen, 2004 scheiterte jedoch ein Referendum zur Wiedervereinigung an einer „Nein“-Mehrheit im griechischen Teil.