Tel Aviv (nex) – Das weltweite Interesse für türkische TV-Serien ist ungebrochen. Nach den arabischen Ländern, Russland, Polen, dem Balkan und weit entfernten Orten wie Südamerika, wächst auch in Israel eine immer größer werdende Anhängerschaft.
Die israelische Tageszeitung “Haaretz“ titelte jüngst: „Die Türken sind zurück, und sie haben ganz Israel abhängig gemacht“
„Die Braut von Istanbul“ ist viel mehr als eine Fernsehserie“, schrieb Ariana Melamed in ihrem Artikel in Haaretz. Viele Israelis seien in der „verzweifelten Hoffnung zu den Sets gereist, um mit den Schauspielern der Serie ein Selfie zu bekommen“, schreibt Melamed.
Reiseagenturen organisierten Touren zu den Drehorten. In sozialen Medien gebe es viele israelische Fanseiten türkischer Fernsehserien, mit Zehntausenden Anhängern.
Khen Elmaleh, Journalist der israelischen Zeitung Haaretz, glaubt, dass türkische Fernsehserien eine universelle Sprache haben.
„Obwohl Hebräisch und Türkisch sehr unterschiedliche Sprachen sind, denke ich, dass die kulturelle Sprache zwischen den beiden Gesellschaften die gleiche ist“, sagte Elmaleh.
„In den 90er Jahren war es ein sehr beliebter Trend, von Israel aus in die Türkei zu reisen. In letzter Zeit ist es wieder populär geworden“, sagte Elmaleh. Elmaleh fügte hinzu, dass die türkische Küche neben der türkischen Fernsehserie eine wichtige Rolle bei diesem neuen Trend spiele.
Auch in Palästina erfreuen sich die Filme großer Beliebtheit
„Ich verfolge die türkischen Serien schon seit Jahren“, so Palästinenser Anaam Jawhar, 34, gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.
Türkische Serien hätten „viele positive Dinge“ und zeigten, dass die türkische Kultur und das Leben dem arabischen sehr nahe seien.
„Die Türken konnten durch die Serien jedes arabische Haus betreten. In den letzten Jahren habe ich viel über die Türkei gelernt“, so der 20-jährige Ahmed Khaled, der sich eher für kriegsbezogene Serien wie etwa „Der Krieger“ (Savasci) oder die Mafia-Serie Çukur interessiere.
Khaled glaube, dass „die Schönheit der türkischen Natur, die Kreativität der Regisseure und die Fähigkeit der Schauspieler, ihre Rollen schön meistern“, die Gründe für die Popularität der türkischen Fernsehserie bei den arabischen Zuschauern seien.
Eine der beliebtesten Serien in Palästina ist laut Anadolu die Historie-Serie “Diriliş Ertuğrul”.
Die Serie erfreut sich im Ausland hoher Beliebtheit und wurde nach Angaben des Staatsenders TRT in bereits über 60 Länder exportiert.
„Videos der Serie Dirilis Ertugrul stießen bei arabischsprachigen Zuschauern im Internet auf so großes Interesse, dass arabische Sender die Rechte der Serie kaufen mussten“, so der stellvertretende Generaldirektor des staatlichen TV-Senders TRT, Ibrahim Eren gegenüber Medien.
Der TRT-Vizegeneraldirektor wies auch darauf hin, dass der Sender nach der Premiere von Dirilis Ertugul, einen Anstieg der Einschaltquoten verzeichnet habe. Dies habe man der neuen Generation von Historie-Serien mit dem Schwerpunkt Osmanisches Reich zu verdanken, so Eren weiter.
Dirilis spielt im oghusischen Anatolien des 13. Jahrhunderts. Im Zentrum steht das Leben von Ertugrul Gazi, dem Vater von Osman I., der das Osmanische Reich gründete. Ertugrul war der Anführer des oghusischen Kayi-Stammes. Als er mit seinen 400 Reitern aus Turkmenistan in Anatolien ankommt, um den Seldschuken gegen die Byzantiner zu helfen, löst er eine Kette von Ereignissen aus, die letztlich zur Gründung des Osmanischen Reiches führen. Die Serie gibt einen Einblick in die Gründungsjahre des 700 Jahre währenden Imperiums.
Türkische TV-Serien weltweit auf Platz zwei
Türkische TV-Serien haben sich in den vergangenen Jahren zu einem der lukrativsten Exportgüter der Türkei entwickelt und haben noch dazu den Nebeneffekt, dass das Interesse der Touristen, das Land zu besuchen, geweckt wird. Nach Angaben des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus ist die Türkei nach den USA die zweitgrößte Exporteurin von TV-Serien.
„Beim Export von TV-Serien befindet sich die Türkei nach den USA weltweit auf dem zweiten Platz“, sagte Kultur- und Tourismusminister Numan Kurtulmus vor dem Planungs- und Haushaltsausschuss des türkischen Parlaments am Freitag und fügte hinzu, dass dem weltweiten Export türkischer TV-Serien nun große Bedeutung beigemessen werde. In Europa stünden türkische Serien bereits an erster Stelle, so Kurtulmus.
Türkische TV-Serien wurden erstmals im Jahr 2001 in die Balkanstaaten, den Nahen Osten und nach Lateinamerika exportiert. Ende 2014 lagen die Exportzahlen bei 200 Millionen Dollar und 2015 bereits bei 250 Millionen Dollar.
Im Dezember 2016 wurden türkische TV-Serien erstmals auch beim Asia TV Forum in Singapur beworben.
Bislang wurden etwa 150 türkische Fernsehserien (Stand 2016) ins Ausland verkauft, die von 500 Millionen Zuschauern in 100 Ländern im Nahen Osten und Nordafrika sowie Ost- und Westeuropa verfolgt werden.
Türkische Vornamen in Südamerika
Inspiriert von den sehr beliebten Seifenopern und TV-Serien wenden sich immer mehr Eltern in Chile sogar von den traditionellen lateinamerikanischen Vornamen ab und geben ihren Kindern türkische Namen.
„Es gibt aus jeder Schicht der chilenischen Gesellschaft eine Riesenresonanz auf die türkischen Serien, und Binbir Gece – die erste Serie, die wir ausstrahlten – stellte einen historischen Erfolg mit sehr hohen Einschaltquoten dar“, erklärte Juan Ignacio Vicente vom Mega TV gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu (AA).
Chilenische Familien fühlten sich mittlerweile von den türkischen Serien inspiriert und gäben ihren Neugeborenen Namen wie Elif, Nilüfer, Fatmagül oder Ibrahim.
Nach offiziellen Angaben wurden viele chilenische Mädchen, die im vergangenen Jahr zur Welt kamen, Elif genannt – ein traditioneller türkischer Vorname. Elif toppte selbst den in Lateinamerika weitverbreiteten Namen Veronica.
„In den letzten Jahren sind in Lateinamerika türkische Schauspieler dank der TV-Serien sehr berühmt geworden“, sagte Vicente und fügte hinzu, dass chilenische Fans Serienstars wie Bergüzar Korel, Halit Ergenc, Cagatay Ulusoy und Kivanc Tatlitug persönlich erleben wollten.
Er sei überrascht, dass die Namen der Charaktere aus den Serien zu einem Teil der chilenischen Kultur geworden seien: „Ich denke, dass die Leute sich mit ihnen identifizieren und sich deshalb diese Charaktere als Vorbilder für ihre Kinder wünschen.“