„Ilham Tohti, der Brückenbauer“
Von Ingrid Widiarto
Seit einigen Monaten berichten Medien weltweit über die Masseninternierung von Uiguren und Kasachen in Xinjiang/China, doch neu ist das Problem durchaus nicht. Diskriminierung, Ungerechtigkeiten, Einschränkungen in Kultur, Sprache, Religion haben schon jahrzehntelang zu Spannungen zwischen den zugewanderten Chinesen und der ansässigen ethnischen Minderheit der Uiguren geführt.
Um einer Eskalierung dieser Spannungen vorzubeugen, hatte der uigurische Wirtschaftswissenschaftler Prof. Ilham Tohti auf der Grundlage seiner Forschungen konkrete Lösungen ausgearbeitet und alle Seiten zu gegenseitigem Verstehen, Respekt und einem friedlichen Miteinander ermahnt.
Mit einer Webseite wollte er vor allem auch die chinesische Bevölkerung in Zentralchina über die wahren Ursachen des Konflikts und die prekären Zustände in seiner Heimat aufklären. Doch die Regierung sah darin nur Kritik an ihrem Vorgehen und verurteilte ihn 2014 zu lebenslanger Haft.
Seitdem hat Ilham Tohti mehrere internationale Menschenrechtspreise erhalten und wurde für den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments und für den Friedensnobelpreis nominiert. Auch die Ilham Tohti Initiative e.V. (https://ilham-tohti-initiative.jimdo.com/) und einige Arbeitsgruppen von Amnesty International (u.a. Berlin-Kreuzberg und Mallorca) setzen sich intensiv für Prof. Tohti, seine Ziele und seine Freilassung ein, so z.B. in der Veranstaltung:
„Ilham Tohti, der Brückenbauer”
6. November 2018 in der Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6, 10117 Berlin, Hörsaal 2091
Beginn: 19:00 Uhr
Unter internationaler Beteiligung soll nicht nur über Prof. Tohtis Arbeit und Ziele gesprochen werden, sondern auch allgemein über die heutige Situation in Xinjiang, das totale Kontroll- und Überwachungssystem einschließlich der zahllosen Internierungslager, die von der Regierung neuerdings als „Berufsbildungszentren“ bezeichnet werden, sowie über die geopolitischen Folgen der chinesischen Expansionspolitik. Eine Podiumsdiskussion soll den Abend beschließen.
Der Eintritt ist frei und alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Zwei Bücher, die einen Einblick in das persönliche Leben von Uiguren geben:
„Uigurische Geschichten“, Graphiti Verlag Berlin, 2017, von Ingrid Widiarto
„Aliya und der kleine Hund“, Graphiti Verlag Berlin, 2018, von Ingrid Widiarto
Ingrid Widiarto
Ingrid Widiarto wurde 1947 in Schleswig geboren. Sie wuchs in Kiel auf, machte in Germersheim ihren Abschluss als Diplom-Übersetzerin für romanische Sprachen und arbeitete als Übersetzerin und Sekretärin, viele Jahre an der Freien Universität Berlin. Durch Familie und Reisen lernte sie unterschiedliche Länder und Kulturen kennen, aber erst die Uiguren berührten sie so sehr, dass sie es sich zur Aufgabe machte, durch Bücher und Geschichten auf die prekäre Lebenssituation dieses Volkes in China aufmerksam zu machen.