Ankara (nex) – Die Türkei wird die jüngst erworbenen F-35 Kampfjets auf dem Luftwaffenstützpunkt Kürecik nahe der ostanaotlischen Stadt Malatya stationieren.
Der Stützpunkt dient zum Schutz der türkischen Grenzen mit Syrien, Irak und Iran und beherbergt seit 2012 zudem ein NATO-Radarsystem, das auch den israelischen Luftraum überwacht.
Wie Sprecher der türkischen Verteidigungsindustrie den Medien sagten, wird die Auslieferung des ersten der 30 F-35 Kampfflugzeuge bei einer Zeremonie in den USA am 21. Juni erfolgen. Die Vorbereitungen in Malatya wie etwa Bau- und Modernisierungsarbeiten zum Empfang der Jets seien fast abgeschlossen.
Hallen, in denen einst F-4-Kampfflugzeuge untergebracht waren, würden nun für die Unterbringung der neuen Kampfjets umgebaut.
Zwei Piloten der türkischen Streitkräfte (TSK) hätten bereits vor drei Monaten bei Lockheed Martin in den USA mit einem intensiven Training begonnen, um sich auf ihre Einsätze in den F-35 Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeugen vorzubereiten.
Die TSK, die Teil des Joint Strike Fighter (JSF)-Programms des US-Verteidigungsministeriums sind, planen gemeinsam mit einigen NATO-Verbündeten, darunter das Vereinigte Königreich, Italien und die Niederlande, ihre Luftwaffenflotten mit 100 F-35-Flugzeugen aufzurüsten, die im Rahmen dieses Programms gemeinsam produziert werden sollen. In der ersten Lieferung geht es jedoch um die Übergabe von 30 F-35-Jägern.
Die aktuelle Luftverteidigung der Türkei basiert auf F-16-Flotten. Einige dieser Flotten sollen in Zukunft durch die neuen F-35 ersetzt werden.
Die Auslieferung des ersten F-35 Kampfflugzeuges wird zu einem Zeitpunkt erfolgen, in dem eine Reihe von US-Kongressabgeordneten die US-Regierung dazu aufgefordert haben, den Verkauf dieser Flugzeuge an die Türkei auszusetzen, da Ankara beschlossen hatte, seine Luftverteidigungssysteme mit russischen S-400 Raketenabwehrsystemen auszurüsten.
Ankara droht mit Abschaltung des NATO-Radarsystems
Im Gegenzug drohte Ankara im November vergangenen Jahres mit der Abschaltung und Demontage des mächtigen Malatya-Kürecik AN-TPY-2-Radars, das 2012 von den USA aufgestellt worden war. Das AN-TPY-2 ist ein bodengestütztes Radar zur Erfassung und Verfolgung von ballistischen Raketen.
Die Demontage des Radars würde Israel einer Bedrohung durch ballistische Raketen aussetzen. Dank des in Kürecik stationierten Systems sind die gesamten westlichen Territorien des Iran bis an die Grenzen von Teheran für die NATO sichtbar.
Ähnliche Radarsysteme befänden sich auch in Israel, Jordanien, Katar und den vereinten Arabischen Emiraten, jedoch erreiche etwa das System in Israel mit einer Reichweite von 1.300 Kilometer nur die Grenzen des Iran.
Die Systeme in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten, die nicht zur NATO gehören, könnten nur die südlichen Regionen des Iran beobachten.
Im Rahmen ihres Abkommens mit der NATO erteilte die Türkei damals die Erlaubnis für den Einsatz des Radars auf ihrem Staatsgebiet, was zu Spannungen mit Russland und dem Iran führte, die sich heftig gegen einen solchen Schritt ausgesprochen hatten.
Dazu der politische Analyst Ömer Özkizilcik gegenüber NEX24:
„Die türkisch-amerikanischen Beziehungen sind angespannt, insbesondere seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 und der Weigerung der USA, ein Justizverfahren gegen Fethullah Gülen, den Drahtzieher des Putsches, einzuleiten oder ihn an die Türkei auszuliefern. Mit der Unterstützung der YPG in Syrien seitens der USA fand sich die Türkei in einer gefährdeten Position. Der NATO-Allierte der Türkei unterstützt bzw. gewährt den zwei Hauptgefährdern der Türkei Schutz“.
In dieser misslichen Lage habe sich die Türkei Russland angenähert und versucht, eine geostrategische Balance zwischen den USA und Russland zu finden, so Özkizilcik weiter.
Die S-400 Luftabwehrsysteme aus Russland sollten mit den geplanten Luftabwehrsystemen aus gemeinsamer Produktion der Türkei mit Frankreich und Italien die Luftsicherheit gewährleisten. Somit habe die Türkei auch sicherheitspolitisch zwei verschiedene Systeme verwenden wollen, um die eigene Verteidigung zu maximieren, betont Özkizilcik und fügt hinzu:
„Die USA sahen lange Zeit in den Verhandlungen für den Kauf der S-400 Systeme ein Mittel, um für einen Preisnachlass für amerikanische Luftabwehrsysteme zu sorgen. Nachdem der Kauf des S-400 Luftabwehrsystems abgeschlossen wurde, versuchten die USA, mit Drohungen wie die Verwehren von F-35 Jets oder anderen Militärtechnologien die Türkei von ihrem Unternehmen abzubringen. Die Türkei selbst ist an der Produktion der F-35 Jets beteiligt und verzeichnet ein rasantes Wachstum in der Verteidigungsindustrie“
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