Start Politik Ausland US-Wahlen Kritische Stimmen aus der deutschen Wirtschaft zum Wahlsieg Donald Trumps

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Kritische Stimmen aus der deutschen Wirtschaft zum Wahlsieg Donald Trumps

"Die Wahl von Donald Trump bereitet mir große Sorgen. Die Aussagen, die der designierte Präsident im Wahlkampf gemacht hat, lassen jedenfalls nichts Gutes erahnen", so Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsens und VW-Aufsichtsrat.

(Foto: pixa)
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Hamburg (nex) – In einer Umfrage der Online-Redaktion des Hamburger Wirtschaftsmagazins BILANZ kommentieren deutsche Manager und führende Ökonomen den Ausgang der US-Wahl.

Stephan Weil, Ministerpräsident Niedersachsens und VW-Aufsichtsrat:

„Die Wahl von Donald Trump bereitet mir große Sorgen. Die Aussagen, die der designierte Präsident im Wahlkampf gemacht hat, lassen jedenfalls nichts Gutes erahnen. Gleichwohl ist sein Sieg als Ergebnis einer demokratischen Wahl zu akzeptieren. Vor dem Hintergrund dieser Wahl wird es jetzt darauf ankommen, dass Deutschland und Europa bei einer Politik der Vernunft, der Offenheit und des Zusammenhalts bleiben. Das ist nach dem heutigen Tag wichtiger denn je.“

Michael Hüther, Direktor Institut der deutschen Wirtschaft, Köln. Derzeit Gastprofessor an der Stanford University:

„Wenn Trump zu machen versucht, was er im Wahlkampf angekündigt hat, dann heißt das Abschottung, Isolation, Diskriminierung und explodierende Staatsverschuldung. Die deutsche Wirtschaft wird nicht mehr so einfach auf die USA als Exportzielland Nummer eins setzen können. Kurzfristig werden nicht nur die Aktienmärkte von Ungewissheit in neuer Dimension geplagt werden, sondern auch das ohnehin schon schwache Investitionsgeschehen, und zwar global. Die Abwertung für den Dollar wird ein Übriges tun.“

Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, München:

„Wenn Trump die Handelsschranken durchsetzen könnte, die er angekündigt hat, wäre der Schaden groß. In Deutschland hängen 1,5 Millionen Arbeitsplätze vom US-Geschäft ab. Trump wird bestehende Abkommen kaum kippen können, aber der Abschluss neuer Abkommen wie TTIP wird deutlich schwieriger. Europa sollte deshalb versuchen, TTIP zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen.“


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Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung:

„Donald Trump steht außerhalb des politischen Establishments. Seine wirtschaftlichen Pläne für die USA folgen keiner klaren Linie und sind unausgegoren. Einerseits will Donald Trump die Wirtschaft durch den Ausbau der Infrastruktur und die Senkung der Steuern für Unternehmen und Hochverdiener stützen und das Wachstum ankurbeln. Andererseits dürften der daraus resultierende weitere Anstieg der bereits sehr hohen Staatsverschuldung sowie seine Pläne zur Beschränkung des internationalen Handels und der Migration zu einem wirtschaftlichen Rückgang führen.“

Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie:

„Was die Wahl von Donald Trump für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in den USA konkret bedeutet, ist heute noch nicht vollständig erkennbar. Als Präsident der größten Volkswirtschaft trägt er große Verantwortung für sein Land, aber auch für die Weltkonjunktur und die internationalen Beziehungen. Es ist zu hoffen, dass viele seiner Ankündigungen dem Wahlkampf geschuldet waren und dass sein Regierungshandeln selbst durch einen moderateren Kurs geprägt sein wird. Mehr Protektionismus oder zusätzliche Handelsbarrieren würden den Vereinigten Staaten ebenso schaden wie ihren Handelspartnern.“

Peter Kulitz, Geschäftsführer ESTA Apparatebau und Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertages:

„Die Wahlergebnisse zeigen aus meiner Sicht schon jetzt, dass plakative und populistische Parolen leider mehr wirken als eine nüchterne Analyse von Wahlprogrammen. Mit Blick auf die starke und professionelle US-Regierungsadministration setze ich wirtschaftspolitisch gleichwohl auf Kontinuität. Persönlich glaube ich sogar, dass sich der völlig regierungsunerfahrene Trump nicht so sehr in Details einmischen wird wie es Clinton täte und er deshalb mehr auf Berater hören wird als es bei ihr der Fall wäre.“

Ulrich Bettermann, Inhaber von OBO Bettermann:

„Die Vereinigten Staaten haben sich für ein Experiment entschieden. Ob Donald Trump sich der Verantwortung der USA für die Ordnung in der Welt wirklich bewusst ist? Ob er sein gespaltenes Land zusammenführen und versöhnen kann? Ob ihm die Bedeutung des freien Welthandels für den Wohlstand seiner und anderer Nationen klar ist? Donald Trump wird zu Beginn seiner Präsidentschaft eine neue Lernphase meistern müssen. Man kann ihm nur Kraft, Erfolg und Gottes Segen wünschen.“

Sir Martin Sorrell, Gründer und CEO des Werbekonzerns WPP:

„Ein zweiter Brexit hat viele überrascht – auch die Märkte. Es wird sehr lange dauern, bis die Auswirkungen über die kurzfristigen Folgen hinaus eingeschätzt werden können. Eine größere Unsicherheit bedeutet allerdings, dass Unternehmen und Regierungen wichtige Entscheidungen nur zögerlich treffen werden. Allerdings könnten auf mittlere Sicht notwendige Reformen beschleunigt werden, um die Unsicherheit zu verringern und folglich Investitionen anzukurbeln.“

Helmut Thoma, Ex-RTL-Chef und Medienunternehmer:

„Die Wahl Trumps hat für mich einige Ähnlichkeit mit der Wahl Reagans. Auch dieser wurde als dummer Hollywood-Schauspieler, der dem Amt überhaupt nicht gewachsen sei, bezeichnet. Es bestand sogar die Absicht, die außenpolitischen Belange seinem Vize-Präsidenten zu übergeben. Im Ergebnis war es eine der erfolgreichsten Präsidentschaft der Nachkriegszeit. Trump hat für mich den großen Vorteil, dass er aus der Wirtschaft kommt und Erfolge und Niederlagen am eigenen Leib verspürt hat.“