Nairobi (nex) – Der Fund eines weiteren Massengrabes in Kenias mehrheitlich muslimischer Nordostprovinz hat in dem zentralafrikanischen Land für großes Entsetzen gesorgt und eine Debatte über mögliche extralegale Hinrichtungen durch kenianische Sicherheitsbehörden von neuem entfacht.
Am Sonntag hatten kenianische Sicherheitskräfte am Rande der Stadt Mandera mindestens ein Dutzend Gräber entdeckt, als sie nach einer vermissten fünffachen Mutter suchten. Ein altgedienter Senator aus der Region und Anwohner mutmaßen, dass in den Gräbern die Überreste muslimischer Opfer von Übergriffen der Sicherheitsbehörden selbst liegen.
„Eines der weiblichen Opfer, deren Leichen freigelegt wurden, konnte identifiziert werden“, erklärte Abdi Fatah, ein Einwohner von Mandera, in einem Telefongespräch mit der Nachrichtenagentur Anadolu. „Sie war von Leuten festgenommen worden, die sich selbst als kenianische Polizei ausgaben. Ich weiß nicht, wer hier wen zum Narren hält, aber als Muslime leben wir in Angst.“ Man habe immer wieder deutlich gemacht, so Fatah, dass man ins Visier genommen werde, alle Menschenrechtsgruppen hätten dies bestätigt, geholfen habe jedoch niemand.
Auch der Senator von Mandera, Billow Kerrow, verurteilte die Morde und wies die bisherigen Darstellungen der Sicherheitsbehörden zurück, wonach „Klankonflikte“ die möglichen Gründe hinter den Tötungen wären. „Ich möchte einmal mehr meine tiefste Abscheu und Verurteilung von extralegalen Hinrichtungen durch unsere Sicherheitskräfte zum Ausdruck bringen“, so der Senator.
„Das Auffinden von Massengräbern in Mandera am gestrigen Abend ist ein klarer Hinweis darauf, dass dieses Übel der Liquidierung von Verdächtigen ohne ein rechtsstaatliches Verfahren eher die Regel als die Ausnahme ist.“ Die kenianische Polizei hingegen hat alle Vorwürfe bestritten. „Gegen jeden, der eine solche Abscheulichkeit begangen haben könnte, muss mit aller Härte des Gesetzes verfolgt werden“, erklärte ein Polizeisprecher. „Ich werde versuchen, die Kommandanten danach zu befragen, wo die Massengräber liegen, denn bis dato ist uns deren Existenz nicht bewusst; wir wissen lediglich über Leichenfunde in Mandera.“
Gegen staatliche Sicherheitskräfte in Kenia werden nicht zum ersten Mal Vorwürfe bezüglich extralegaler Hinrichtungen erhoben: In den Schlüsselpassagen eines 2014 veröffentlichten UN-Berichts heißt es ebenfalls, es habe seit 2010 eine große Anzahl an extralegalen Hinrichtungen im Land gegeben. Im August hatten muslimische Menschenrechtsgruppen auf mehr als 100 verschwundene junge Männer aus der muslimischen Community hingewiesen. Bezüglich der meisten von ihnen wurden Befürchtungen geäußert, es könnte zu extralegalen Tötungen gekommen sein.
[paypal_donation_button align=“left“]
Serbischer Ministerpräsident reist nach Bosnien zur Gedenkfeier der Srebrenica-Opfer