Berlin (dts) – Der Bildungsreformer Gerald Hüther erwartet von den Kindern aus Flüchtlingsfamilien „einen wichtigen Impuls für die Humanisierung unserer Schulen“. Das sagte der Mitbegründer der Bewegung „Schule im Aufbruch“ in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Die Integration der Flüchtlingskinder könne ebenso wie die Inklusion behinderter Kinder nur in einem veränderten Klima an den Regelschulen gelingen: „Die Konkurrenz muss der gegenseitigen Hilfe weichen“, forderte der Bildungsreformer.
Überlegungen, Kindern, deren Familien wenig Aussicht auf Anerkennung nach dem Asylgesetz haben, den Zugang zu den Schulen zu verweigern, nannte der Neurobiologe „verbrecherisch und unmenschlich“. „Wenn in Deutschland Kinder sind, dann gehören die bitte auch in unsere Schulen“, betonte Hüther. Alles andere wäre ein Grund, sich für das Land zu schämen. Nach Ansicht von Hüther stehen die deutschen Schulen derzeit vor „dramatischen Veränderungen“. Anders als bei vielen deutschen Kindern sei bei den Flüchtlingskindern die Lust aufs Lernen nämlich oft noch sehr groß. Deshalb dränge sich die Frage auf: „Was ist denn eigentlich mit unseren eigenen Kindern? Haben wir denen etwa schon vor der Schule die Lust aufs Lernen ausgetrieben?“ Laut Hüther ist es die zentrale Aufgabe der Schule, dafür zu sorgen, dass Schüler die Freude am eigenen Entdecken und Gestalten nicht verlieren. Genau das passiere an deutschen Schulen derzeit aber immer öfter, kritisierte er. Sogar aus der Wirtschaft kämen vermehrt Klagen über lustlose Schulabgänger mit guten Zensuren, aber ohne Leidenschaft.