Putin würdigt muslimischen Beitrag zu „Frieden und gesundem Menschenverstand“
Moskau (nex) – Der Präsident der Russischen Föderation, Vladimir Putin, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, haben am heutigen Mittwoch gemeinsam die neu errichtete Zentralmoschee in Moskau eingeweiht.
Die neue Moschee wurde an der gleichen Stelle errichtet, an der die 2011 abgerissene, kleinere und 100 Jahre alte Vorgängermoschee gestanden hatte. Sie bietet 10 000 Gläubigen Platz. Insgesamt gibt es in Moskau etwa zwei Millionen Muslime, die meisten von ihnen aus den nordkaukasischen Republiken im Süden Russlands, aus Aserbaidschan und früheren Sowjetrepubliken in Zentralasien zugewandert. Derzeit gibt es sechs Moscheen in der Millionenmetropole, in einigen Fällen war das Bestreben, weitere zu errichten, an Obstruktion aus der Stadtverwaltung und vonseiten einiger Anwohner gescheitert.
Präsident Putin nutzte die Gelegenheit, um einmal mehr der muslimischen Community in der Stadt und in der gesamten Föderation den Rücken zu stärken. In Gegenwart des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sagte Putin: „Muslimische Meinungsführer haben stets zur Entwicklung von Frieden und gesundem Menschenverstand gegen Extremismus in Russland beigetragen.“ Der russische Präsident verurteilte zudem die Ausbeutung des Islam durch die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS). „Es gibt Versuche, in zynischer Weise religiöse Überzeugungen für politische Ziele auszubeuten“, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur Sputnik den Präsidenten.
Putin erklärte, der IS würde „eine großartige Weltreligion kompromittieren, den Islam kompromittieren, Hass verbreiten, Menschen töten – darunter Geistliche – und Objekte des Weltkulturerbes zerstören“. Die Ideologie des IS sei „auf Lügen gegründet und eine schändliche Pervertierung des Islam.“ Die Türkei spielte bei der Konzeption der neuen Moschee eine wichtige Rolle. So hat die staatliche Religionsbehörde der Türkei, Diyanet, bei der designerischen Gestaltung des Interieurs der Moschee mitgeholfen. Im Anschluss an die Eröffnungszeremonie war ein Treffen zwischen Putin und Erdoğan vorgesehen. Dabei soll über die zunehmende russische Präsenz in Syrien gesprochen worden sein und über Moskaus Unterstützung für das Regime Bashar al-Assads in Damaskus, die eine der größten Belastungen der türkisch-russischen Beziehungen darstellt.
Erdoğan soll Putin gegenüber einmal mehr erklärt haben, dass das Regime Assads den Hauptfaktor für Instabilität in der Region wäre und das die Friedensinitiativen Russlands und des Irans wahrscheinlich erfolglos bleiben würden, solange Assad an der Macht bleibe. Auch Differenzen rund um das Energieprojekt Turkish Stream sollen ausgeräumt werden, mittels dessen russisches Erdgas durch das Schwarze Meer und die Türkei in vier Pipelines mit einer Kapazität von 63 Milliarden Kubikmetern transportiert werden sollen.
Die Türkei wollte bereits die erste Linie in Betrieb nehmen, die eine Kapazität von 15,75 Milliarden Kubikmetern aufweist, der Start des Projekts scheiterte jedoch daran, dass keine Vereinbarung zwischen der Türkei und Russland zustande gekommen ist. Neben Erdoğan waren auch Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas und Kasachstans Präsident Nursultan Nazarbayev zur Eröffnungsfeier eingeladen. Die 1904 erstmals in Moskau errichtete Moschee ist die größte Europas und parallel zur Abtragung der ursprünglichen begann bereits im Mai 2005 die Rekonstruktion, die zehn Jahre später endgültig abgeschlossen war. Dem stellvertretenden Vorsitzenden des Russischen Muftirats, Rushan Abbyasov, zufolge flossen 170 Millionen US-Dollar in das Projekt.