Mein Vater wurde vor über fünfzig Jahren angeworben, um in Deutschland zu arbeiten. Als Ende der 70er die Türkei kurz vor einem Bürgerkrieg stand, hat er uns nachgeholt. Sich etwas Besseres für sich und seine Familie wünschen. Das Normalste der Welt.
Aus dem Grund arbeiten sogar zehntausende deutsche Ärzte und Pflegekräfte in der Schweiz, obwohl sie hier mit ihrem Beruf bestimmt nicht hungern müssten.
Wie soll es dann einem gehen, der in seinem Land nur Hunger und Krieg kennt? Der keine Perspektive hat und nur ein kleines Stückchen vom Glück sucht? Niemand nimmt die Strapazen, die Gefahren und den Tod in Kauf, wenn er nicht verzweifelt ist.
Dass man nicht allen helfen kann, ist klar. Dass nicht Millionen Menschen kommen können und das, was man sich in Jahrzehnten aufgebaut hat, gefährden und vielleicht sogar belasten, kann ich auch verstehen. Aber Menschen ertrinken lassen? Und die Retter, die sie vor dem Ertrinken bewahren, einsperren?
Gesetze sind nichts wert, wenn Menschen sterben.
Eine Wertegemeinschaft wie die EU ist nichts wert, wenn sie allein nur zuschaut, wie sie ertrinken. Abkommen, sie in ein Land zurückzubringen, von dem wir dachten, wenn wir nur genug Bomben drauf werfen, sind sie frei und demokratisch, wo sie gefoltert und ermordet werden? Wertlos.
Eine einfache Lösung ist nicht in Sicht. Am Ende geht es nur darum, wie menschlich wir bleiben.
Sahin Karanlik
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