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NSU-Opferanwalt wirft Bundesanwälten „Ausblendung“ von Geheimdienstverstrickungen vor

Dr. Christian Johannes Henrich vom Siegener Forschungszentrum Südosteuropa und Kaukasus zeigt sich ebenfalls sehr irritiert. "In Zeiten wo täglich in Deutschland die Rechtsstaatlichkeit anderer Länder in Frage gestellt wird, erlauben wir uns einen Prozess und Untersuchungsausschüsse, die zur Farce verkommen", sagte Dr. Henrich in einem Gespräch mit NEX24.

(Archivfoto: BKA)
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Berlin (ots) – Der Nebenklagevertreter im NSU-Prozess, Rechtsanwalt Yavuz Narin, wirft der Bundesanwaltschaft »dogmatische Ausblendung offenkundiger Verstrickungen von V-Personen und Verfassungsschützern« vor.

Die Anklagebehörde müsse sich nicht wundern, »dass das Vertrauen in die Sicherheitsbehörden – nicht nur der Opfer, sondern der gesamten Bevölkerung – erodiert«, verdeutlicht Narin zu Beginn der Gerichtsferien im Gespräch mit der Tageszeitung „junge Welt“ (jW).

Die Bundesanwaltschaft hatte am Dienstag, dem letzten Verhandlungstermin vor der Sommerpause, in ihrem begonnenen Plädoyer bereits mehrfach die Anwälte der NSU-Opferangehörigen kritisiert.

Hintergrund des mittlerweile vierjährigen Streits ist die Anklagethese, der »Nationalsozialistische Untergrund« (NSU) haben nur aus drei vollwertigen Mitgliedern bestanden. Narin äußert im jW-Interview den Verdacht, ein bisher nicht enttarnter »Vertrauensmann« deutscher Behörden sei – wie die Hauptangeklagte Beate Zschäpe – an der Ausspähung einer Berliner Synagoge beteiligt gewesen.

Rechtsanwalt Narin vertritt im NSU-Prozess die Angehörigen des 2005 in München ermordeten Theodoros Boulgarides. Er geht davon aus, dass der NSU nur deshalb von Angriffen auf jüdische Einrichtungen absah, weil diese besser geschützt waren als die Kleinbetriebe der späteren Mordopfer türkischer, kurdischer und griechischer Herkunft.

Dr. Christian Johannes Henrich vom Siegener Forschungszentrum Südosteuropa und Kaukasus zeigt sich ebenfalls sehr irritiert.

„In Zeiten, wo täglich in Deutschland die Rechtsstaatlichkeit anderer Länder in Frage gestellt wird, erlauben wir uns einen Prozess und Untersuchungsausschüsse, die zur Farce verkommen“, sagte Dr. Henrich in einem Gespräch mit NEX24. „Zeugen sterben auf dubiose Weise, Akten werden geschreddert, wichtige Zeugen nicht verhört oder die falschen Fragen gestellt.“, so Dr. Henrich weiter.

„Akten werden unter Verschluss gehalten. Bevor wir uns Gedanken um die Rechtsstaatlichkeit wie etwa in der Türkei machen, sollten wir erstmal sehr kritisch unsere eigene Justiz und Geheimdienste untersuchen“, betonte Dr. Henrich.

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