Mainz (nex) – Ünsal Arik, der türkische Box-Weltmeister mit bayrischen Wurzeln, hat in Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royal“ den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan kritisiert.
Arik, der Erdogan ein kleines Ego unterstellte und als einen Feigling bezeichnete, behauptete, dieser traue sich nur mit seinen „500 Bodyguards“ aus dem Haus. Auch Hitler durfte in der Sendung nicht fehlen. Adolf sei cool gewesen, erklärte Arik, „weil er hat Adolf umgebracht.“
Vor zwei Jahren hatte der bekennende Kemalist nach einem Kampf ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Bu ülke Atatürk’ün, Tayyip’in değil“ – zu Deutsch: „Dieses Land gehört Atatürk, nicht Tayyip“ – angezogen.
Im vergangenen Jahr war er kurz nach dem vereitelten Putschversuch in der Türkei im Sat1 Frühstücksfernsehen aufgetreten, wo er Erdogan als Hitler 2.0 bezeichnet und auf die Frage der Moderatorin, warum Erdogan noch so beliebt bei den AKP-Anhängern sei, erwidert hatte, dass „99 Prozent des türkischen Volkes dumm ist“.
Nun war er am gestrigen Donnerstag Gast in der ZDF-Sendung „Neo Magazin Royal“. „Ich bin sehr enttäuscht von allen Türken, die hier leben und Deutschland gegenüber keinen Respekt zeigen“, bedauerte er „Wir leben hier und haben Deutschland sehr viel zu verdanken.“
An seine Landsleute in Deutschland gerichtet sagte der Sportler, diese sollten ihr Gehirn einschalten und beim Verfassungsreferendum am 16. April mit Nein stimmen. Medienberichten zufolge soll Arik von der Türkei mit einem Einreiseverbot belegt sein.
Gegenüber der Bild erklärte er später: „Jeder Türke, dem es hier nicht passt, weiß doch, wo der Flughafen ist. Wenn es so toll in der Türkei unter Erdogan ist, sollen die Türken hier doch Deutschland verlassen und uns in Ruhe lassen.“
In seiner Anmoderation hatte Böhmermann seine Bewunderung für den Boxer ausgesprochen. Sein Auftritt sei mutig, denn nur noch wenige Erdogan-Gegner trauten sich öffentlich, sich gegen den türkischen Staatschef zu äußern.