Istanbul (nex) – In Tränen musste der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Rede auf der Trauerfeier für einen alten Freund in Istanbul abbrechen, der während des gescheiterten Putschversuches vom letzten Wochenende getötet wurde. Erol Olcak und sein 16-jähriger Sohn Abdullah wurden während des Putschversuches am späten Freitagabend von Soldaten auf der Bosporusbrücke erschossen, die den Putschisten zuzurechnen waren. Sie hatten gegen den Putschversuch protestiert, der von einer Gruppe innerhalb der Streitkräfte ausging.
Die Regierung verdächtigt das Netzwerk des in den USA lebenden, umstrittenen Predigers Fethullah Gülen, das in der Türkei als „Fethullistische Terrororganisation“ (FETÖ) bezeichnet wird, die Gruppe gesteuert zu haben. „Erol war ein alter Freund von mir“, sagte Erdogan vor der „Allahu Akbar“ („Gott ist der Größte“) skandierenden Menge, ehe er in Tränen ausbrach und anfügte: „Ich kann nicht weitersprechen. Mein Beileid unserer Nation. Möge Gott Deiner Seele gnädig sein.“ Olcak hatte mit Erdogan und der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) zusammengearbeitet. Er galt als Mastermind hinter Erdogans Wahlkampagne zur Präsidentschaftswahl im Jahre 2014.
Neben Erdogan haben unter anderem auch Parlamentssprecher Ismail Kahraman, der frühere Präsident Abdullah Gül und der ehemalige Premierminister Ahmet Davutoglu an der Trauerzeremonie teilgenommen. Zuvor hatte Erdogan auch an einem anderen Begräbnis für Opfer des Putsches in der Fatih-Moschee teilgenommen. Im Zuge des Putschversuches wurden 161 Menschen getötet, darunter 41 Polizeibeamte und 47 Zivilisten. Außerdem wurden 1440 weitere verletzt. Die Putschisten hatten 104 Tote zu verzeichnen.
Mindestens 2839 der Mitwirkung an dem Putsch verdächtige Angehörige der Streitkräfte wurden festgenommen, darunter 29 Leutnants und mehr als 40 Generäle. Darüber hinaus ordnete der Oberste Rat der Richter und Staatsanwälte (HSYK) die Festnahme von 2745 Richtern und Staatsanwälten an, die unter Verdacht stehen, in Verbindung mit FETÖ zu stehen. Zwei Mitglieder des Verfassungsgerichtshofs wurden am Samstag unter dem Verdacht der Beteiligung am Putschversuch festgenommen.
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