Türkei: Sinkende Geburtenrate könnte zur alternden Bevölkerung führen
Ankara (nex) – Nach Angaben des nationalen Statistikinstituts steht die Türkei einem Problem gegenüber, das den meisten europäischen Ländern gemein ist – dem der alternden Bevölkerung. Im letzten Jahr nahm die Zahl der Lebendgeburten und die Fruchtbarkeitsziffer ab, während die Zahl der über 65-Jährigen zunahm.
TurkStat, das Statistikinstitut der Türkei, gab im April bekannt, dass die Geburtenrate im Jahr 2015 auf 2,14 Kinder gesunken ist. 2014 betrug sie noch 2,18 Kinder, 2001 waren es 2,37 Kinder.
Auch die Zahl der Lebendgeburten ging um fast 20 000 zurück: Waren es 2014 noch 1 345 236 Lebendgeburten, gingen sie im Jahr 2015 auf 1 325 783 zurück.
Im Jahr 2023 werden 10,2 Prozent der türkischen Bevölkerung 65 Jahre alt und älter sein. Diese Rate betrug 2013 noch 7.7 Prozent.
Die zusammengefasste Geburtenziffer stellt die Relation zwischen der durchschnittlichen Zahl der Lebendgeburten und der Zahl der Geburten, die eine Frau im gebärfähigen Alter (15- bis 49-Jährige) haben könnte, dar. Dies ist nicht zu verwechseln mit der Geburtenrate, die die Anzahl der Babys pro 1000 Frauen angibt.
„Die Türkei ist eins der am schnellsten alternden Länder der Welt“, sagt Didem Danis, Professorin für Soziologie an der Galatasaray Universität in Istanbul und fährt fort: „In 20 Jahren könnte sie das Schicksal Europas ereilen, wenn der Abnahme der Geburtenrate nicht Einhalt geboten wird. Deshalb sollte die Türkei sofort Vorsorge treffen sowie wirtschaftliche und sozialpolitische Maßnahmen ergreifen, um Geburten zu fördern.“
Die Regierung versucht bereits, Anreize zu schaffen.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte im Jahr 2013 auf dem Internationalen Gipfel der Familien- und Sozialpolitik in Ankara erklärt: „Ein oder zwei Kinder bedeuten eine Bankrotterklärung. Drei Kinder bedeuten, dass es zwar nicht besser, aber auch nicht schlimmer wird. Ich wiederhole: Jede Familie sollte mindestens drei Kinder haben – sonst läuft unsere Bevölkerung Gefahr, zu altern.“