Start Politik Ausland Mittelmeer-Krise Erdogan zur Mittelmeer-Krise: Diplomatie statt Drohungen

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Erdogan zur Mittelmeer-Krise: Diplomatie statt Drohungen

Der türkische Staatchef hat in einer Videobotschaft am Montag erneut betont, dass eine Lösung der Krise im Mittelmeer ausschließlich durch gemeinsame Verhandlungen und Diplomatie und nicht durch Drohungen oder Erpressungen möglich sei. 

(Archivfoto: tccb)
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Antalya – Der türkische Staatchef hat in einer Videobotschaft am Montag erneut betont, dass eine Lösung der Krise im Mittelmeer ausschließlich durch gemeinsame Verhandlungen und Diplomatie und nicht durch Drohungen oder Erpressungen möglich sei.

„Wir glauben nicht, dass wir die Probleme im Mittelmeer lösen können, indem wir uns gegenseitig ausschließen, sondern indem wir uns mit allen Akteuren der Region an einen Tisch setzen“, betonte Recep Tayyip Erdogan. Die Türkei sei in der Situation im östlichen Mittelmeer niemals für Spannungen gewesen, sondern vielmehr für Frieden, Zusammenarbeit, Fairness und die Schaffung von Gerechtigkeit“, so Erdogan.

Diplomatie und Verhandlungen seien der kürzeste und „sicherste Weg“, für eine Lösung. „Wir erwarten von unseren Ansprechpartnern, dass sie diese Hand, die die Türkei ausgestreckt hat, nicht in der Luft hängen lassen. Ich glaube, dass wir, wenn wir mit Aufrichtigkeit und gesundem Menschenverstand handeln, eine win-win-basierte Formel finden können, die die Rechte aller schützt“, betonte der türkische Präsident.

Jedoch akzeptiere man auch keine Drohungen und Erpressungen:

„Die Türkei wird keine Pläne und Karten akzeptieren, die darauf abzielen, das Land auf seine Küsten vor Antalya zu beschränken“, so Erdogan. Die Türkei werde sich Drohungen und Erpressungen  nicht beugen und im Land oder auf dem Meer keine „imperialistischen Expansionismus“ zulassen.

EU entscheidet über Türkei-Sanktionen

Am Donnerstag und Freitag will die EU über Sanktionen gegen die Türkei wegen des Gasstreits im östlichen Mittelmeer entscheiden. Frankreich, Griechenland und Zypern verlangen Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei. In Gasstreit werfen Griechenland und Zypern der Türkei vor, im östlichen Mittelmeer illegal Erdgasvorkommen zu erkunden. Ankara wiederum sieht sich im Recht.

Die Türkei wiederum hat die einseitigen Bohrungen der griechisch-zyprischen Regierung im östlichen Mittelmeerraum wiederholt angefochten und betont, dass auch die Türkische Republik Nordzypern (TRNC) Rechte an den Ressourcen in der Region hat.

Seit dem Frühjahr vergangenen Jahres hat Ankara zwei Bohrschiffe – Fatih und zuletzt Yavuz – in das östliche Mittelmeer geschickt, um das Recht der Türkei und der Türkischen Republik Nordzypern (TRNC) auf die Ressourcen der Region geltend zu machen. Das erste seismische Schiff der Türkei, die Barbaros Hayrettin Pasa, die 2013 in Norwegen gekauft wurde, erkundet seit April 2017 das Mittelmeer.

Sie ist der Ansicht, dass die Gewässer, in denen sie probeweise nach Erdgas bohrt, zu ihrem sogenannten Festlandsockel gehören. Die Türkei will mit den Bohrungen auch die Anteile der türkischen Zyprer am Erdgasgeschäft sichern.

Zypern wurde 1974 geteilt, nachdem Griechenland einen Militärputsch durchgeführt und die Türkei als Garantiemacht interveniert hatte. Die türkische Regierung hatte unter Premierminister Bülent Ecevit entschieden, am 20. Juli 1974 türkische Truppen auf die Insel zu entsenden, um eine ethnische Säuberung durch die nationalistische Regierung zu verhindern, die infolge eines von Griechenland unterstützten Putsches gegen den zyprischen Präsidenten, Erzbischof Makarios, an die Macht gekommen war. Die Putschisten strebten damals den Anschluss der gesamten Insel an das ebenfalls von einer Militärjunta regierte Griechenland an.

Bereits in den Jahren vor dieser Entwicklung hatte es vielfach Übergriffe und Pogrome gegen die türkische Bevölkerung auf Zypern gegeben. Die unter dem Namen „Operation Atilla“ durchgeführte Militäraktion führte in weiterer Folge zum Ende der Militärdiktatur in Griechenland, die türkischen Truppen blieben dennoch auf Nordzypern stationiert und 1983 erklärte der dort entstandene De-facto-Staat unter dem bis 2005 regierenden Langzeitpräsidenten Rauf Denktaş seine Unabhängigkeit. In den letzten Jahren gab es mehrere Versuche, die Insel zu einigen, 2004 scheiterte jedoch ein Referendum zur Wiedervereinigung an einer „Nein“-Mehrheit im griechischen Teil.