Häusliche Gewalt, Hunger und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft sind wesentliche Gründe für Mädchen, ihre Heimat zu verlassen. Das ergaben Gespräche von Save the Children mit Geflüchteten auf drei Kontinenten. Für den Bericht „Girls on the Move“, der anlässlich des Internationalen Mädchentags am 11. Oktober erschienen ist, führte die Kinderrechtsorganisation in Südafrika, Serbien, Griechenland, Bosnien-Herzegowina, Kolumbien und Mexiko Interviews mit geflüchteten Mädchen und jungen Frauen.
Hauptaussagen der Erhebung:
- Häusliche Gewalt und andere geschlechtsspezifische Übergriffe waren die entscheidenden Beweggründe für die Flucht von Mädchen aus Mosambik oder Sambia nach Südafrika.
- Mädchen, die aus dem Nahen Osten auf den Balkan geflohen waren, gaben den Konflikt in ihrer Heimat als Hauptursache an. Auch geschlechtsspezifische Gewalt und Zwangsverheiratung spielten eine große Rolle. Familien nannten zudem die schlechten Zukunftschancen für ihre Töchter als Beweggrund.
- Die schlechte Ernährungssituation in ihrem Land gaben viele junge Venezolanerinnen als Hauptgrund für ihre Flucht nach Kolumbien an. Dort hätten sie nun wieder drei Mahlzeiten am Tag, berichteten sie. In Venezuela sind 28 Prozent der schwangeren Mädchen und Frauen akut mangelernährt.
Save the Children interviewte für den Bericht „Girls on the Move“ insgesamt 104 Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 7 und 23 Jahren. In den Balkanstaaten und in Griechenland gab es zudem Gespräche mit 26 Erwachsenen (Eltern, andere Betreuungspersonen und Frauen, die einst als unbegleitete Minderjährige auf der Flucht waren). Die Berichte zeugen von schweren Menschenrechtsverletzungen, aber auch von der Entschlossenheit der Mädchen und Frauen, ihr Leben zu einem Besseren zu wenden.
„Mädchen, die den Mut haben, ihre Familie zu verlassen, um Schutz, Bildung und Essen zu bekommen, gehören zu den stärksten Mädchen der Welt. Aber sie sind besonders vielen Risiken ausgesetzt und benötigen unbedingt Schutz. Ihre Aussicht auf ein besseres Leben erhöht sich deutlich, wenn sie schon während ihrer Flucht unterstützt und danach gut aufgenommen werden. Sie erreichen dann einen höheren Bildungsabschluss und warten länger mit dem Heiraten und Kinderkriegen“, betont Susanna Krüger, Vorstandsvorsitzende von Save the Children Deutschland.
Die Kinderrechtsorganisation spricht sich dafür aus, Hilfsprojekte für Flüchtlinge nicht nur gendergerecht zu gestalten, sondern auch an die unterschiedlichen Gruppen von flüchtenden Mädchen anzupassen – etwa für Mädchen mit Behinderungen, Schwangere oder ethnische Minderheiten. Unbedingt erforderlich sind Maßnahmen wie Gewaltprävention, die Einrichtung von Rückzugsräumen, eine angemessene Gesundheitsversorgung und Zugang zu Informationen.
Save the Children unterstützt Mädchen während und nach ihrer Flucht, damit sie während ihrer Reise sicher sind und am Zielort gute Startbedingungen haben.