Ein Gastbeitrag von Asif Masimov – Doktorand an der Humboldt-Universität zu Berlin
In diesem Beitrag lenke ich den Fokus auf die Geschichte und gegenwärtige Situation der bergjüdischen Gemeinde Aserbaidschans. Um diesen Beitrag verfassen zu können, benötigte ich eindeutige Informationen, also bin ich von Baku nach Guba (aserb. Quba) zur „Roten Siedlung“ der Bergjuden gereist.
Die Distanz von Baku bis Guba ist nicht allzu groß (ca. 170 km), von daher dauert die Fahrt mit einem PKW in der Regel maximal zwei Stunden. Ich bin mit einem Taxi von Schamachinka (russ. Шамахинка) losgefahren. Man geht normalerweise in Schаmachinka zu einem Ort, an dem viele Taxifahrer lauern, um noch potenzielle Mitfahrer zu gewinnen. Obwohl die Preise für bestimme Bezirke bereits vor Fahrtantritt feststehen, sollte man sich vorab den Preis vom Fahrer noch einmal bestätigen lassen. Üblicherweise kostet so eine Fahrt von Baku mit dem Taxi stolze zehn Manat. Eine zweite Möglichkeit für einen kostengünstigeren Transfer bietet aber der internationale Busbahnhof, der sich nicht weit von Schamachinka befindet. Von dort fahren halbstündlich Busse ab; der Preis liegt im Vergleich zur Taxi-Fahrt bei nur vier Manat.
Wenn man sich mit dem Judentum in Aserbaidschan auseinandersetzt, kann zunächst festgestellt werden, dass insgesamt drei jüdische Gemeinden existieren:
1. Die größte jüdische Gemeinde Aserbaidschans bilden die sogenannten Bergjuden, deren Vertreter sich vor allem in der „Roten Siedlung“ (russ. Krasnaja Sloboda) im Norden Aserbaidschans im Bezirk Guba angesiedelt haben.
2. Aschkenasische Juden gelten als die zweitgrößte jüdische Gemeinde Aserbaidschans, die zum Großteil in der Hauptstadt Baku und Sumgayit leben. Als aschkenasische Juden werden auch europäische Juden bezeichnet. Die Zahl der in Aserbaidschan lebenden aschkenasischen Juden liegt zwischen 4.000 und 5.000.
3. Die dritte jüdische Gemeinde ist in Baku konzentriert; sie werden georgische Juden genannt. Die Zahl der georgischen Juden liegt <1.000.
Interessanterweise unterscheiden sich diese drei jüdischen Gemeinden nicht nur im Namen und der Verortung der einzelnen Gruppen; es weichen ebenfalls deren Sprache und einige Traditionen voneinander ab. Alle drei Gemeinden nutzen eine eigene, im Vergleich zu den anderen beiden, sehr verschiedene Sprache.
Die „Rote Siedlung der Bergjuden
Die „Rote Siedlung“ liegt sehr nah am Guba-Zentrum (Entfernung etwa 2 km). Sie befindet sich am linken Ufer des Flusses Gudjaltschaj (aserb. Qudyalçay). Trotz der kleinen Größe Gubas ist die Zusammensetzung der Bevölkerung an sich sehr vielseitig. In Guba leben Vertreter der folgenden Volksgruppen zusammen: Aserbaidschaner, Lesgier, Bergjuden, Taten, Mescheten, Chinalugen, Budugen, Grysen, Russen und weitere. Es erstaunt daher nicht, dass von Guba aus eine Synagoge und von der „Roten Siedlung“ eine Moschee zu sehen ist.
Ich kam an der „Roten Siedlung“ gegen 10.00 Uhr morgens an. Im Zentrum der Siedlung befindet sich der Heydar Aliyev Park. Von dort aus sieht man auf einem Hügel die Aufschrift „Qırmızı Qəsəbə”, welche auf die aserbaidschanische „Rote Siedlung” hinweist.