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Jerusalem des Kaukasus
Das Judentum in Aserbaidschan: „Sie fragten mich nach der AfD“

In diesem Beitrag lenke ich den Fokus auf die Geschichte und gegenwärtige Situation der bergjüdischen Gemeinde Aserbaidschans. Um diesen Beitrag verfassen zu können, benötigte ich eindeutige Informationen, also bin ich von Baku nach Guba (aserb. Quba) zur „Roten Siedlung“ der Bergjuden gereist.

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Name der Siedlung wurde mehrmals geändert

Der Name der Siedlung wurde mehrmals geändert. So hieß diese Siedlung zunächst „Sidkovskaja Sloboda”. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Name zu „Jevrejskaja Sloboda” (aus dem Russischen: Jüdische Siedlung) abgeändert. Die aktuelle Namensgebung der Siedlung ist eng mit der Annexion Aserbaidschans seitens der XI. Roten Armee verbunden: nach der Besetzung der aserbaidschanischen Stadt Chudat wählten die Rotarmisten als ihren Hauptsitz das ehemalige Geburtshaus in der bergjüdischen Siedlung. Nach der Etablierung der sowjetischen Macht wurde die Siedlung ab 1926 nach eben diesen Rotarmisten als „Rote Siedlung“ benannt. Manchmal stößt man jedoch noch auf die fehlerhafte Information, in der spekuliert wird, dass die „Rote Siedlung“ wegen der roten Dächer der Häuser so benannt wurde.

Die Bergjuden sind dennoch Hussein-Ali Chan und seinem Sohn Fatalichan aus Guba dankbar, die im 18. Jahrhundert die Chanen (Herrscher) von Guba-Chanat waren, agierten sozial-vorausschauend und ließen Juden aus dem heutigen Dagestan in Guba ansiedeln. Am Anfang der 1730er ist es dem Safawiden Nadir Schach gelungen, im Kampf gegen Russland das heutige Aserbaidschan und Dagestan zu erobern. Dies hatte auch Konsequenzen auf die jüdischen Siedlungen im Nordkaukasus, denn durch Nadirs Truppen wurden einige jüdische Siedlungen überfallen, ausgeraubt oder komplett zerstört. Die geretteten Juden flohen aus dem Norden nach Guba und baten um den Schutz des Guba-Chan Hussein-Ali Chan.

In diesem Zuge bot Hussein-Ali Chan den Juden sowohl den oberen als auch den unteren Teil von Guba (der heutigen jüdischen Siedlung) an. Die Ältesten der jüdischen Gemeinde nahmen den oberen Teil der Siedlung und begannen sofort damit, eine neue Siedlung aufzubauen. Auch der Sohn von Hussein-Ali Chan, Fatalichan, sicherte den Juden weiterhin Schutz zu.
Diese historische Tatsache wurde zum 280jährigen Jubiläum von Seiten der Gemeinde mit einer Gedenktafel auf der zentralen Strasse (Fatalichanstrasse). verewigt.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Aserbaidschan von den Russen erobert, wodurch die Überfälle auf die Juden durch die kaukasischen Bergvölker gestoppt werden konnten. Die Namen der Viertel in der „Roten Siedlung“ verweisen auf die Spuren der Auswanderung der Bergjuden ins heutige Aserbaidschan. Das Viertel „Gileki“ wurde von aus dem iranischen Gebiet ausgewanderten Juden besiedelt. Das Viertel „Garchei“ wurde großteils durch die jüdische Bevölkerung aus dem Dorf Gortschog der Stadt Derbent von Dagestan bezogen. Die Bewohner des Viertels „Agadschani“ stammen ebenfalls aus dem südlichen Teil des Irans (nach anderen Angaben: aus Baku).

Ein Haus in der Siedlung

Zum Begriff „Bergjuden“: