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Kommentar: Prof. Aziz Sancar und die Nichterwähnung seiner ethnischen Herkunft

2015 erhielt Prof. Dr. Aziz Sancar zusammen mit seinen Kollegen Tomas Lindal und Paul Modrich den Nobelpreis für Chemie. Die Auszeichnung der schwedischen Akademie in Stockholm wurde den drei Forschern für „die mechanistischen Studien zur DNA-Reparatur“ verliehen.

Professor Aziz Sancar (Archivfoto: Screenshot)
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Ein Gastbeitrag von Kemal Bölge –

 kboelge@web.de

2015 erhielt Prof. Dr. Aziz Sancar zusammen mit seinen Kollegen Tomas Lindal und Paul Modrich den Nobelpreis für Chemie. Die Auszeichnung der schwedischen Akademie in Stockholm wurde den drei Forschern für „die mechanistischen Studien zur DNA-Reparatur“ verliehen.

Ich hatte die Nachricht damals zunächst aus dem Fernsehen und später auch in der Zeitung gelesen. In einigen deutschen Zeitungen bin ich auch auf die Meldung gestoßen, aber nirgends wurde dem Leser mitgeteilt, dass Prof. Sancar ursprünglich in der Türkei geboren und in Istanbul Medizin studiert hatte.

Er ging 1973 in die USA, promovierte, habilitierte und machte eine große Forscherkarriere. Damals fragte ich mich, warum die meisten Medien hierzulande die ethnische Herkunft von Professor Sancar nicht erwähnt haben. Klar ist, die Auszeichnung ging an die Vereinigten Staaten, weil die Wissenschaftler dort gelehrt und geforscht haben.

Jetzt wird sich mancher fragen, worauf ich hinauswill. Ich will es versuchen zu erklären. Wenn jemand beispielsweise erklärt, er/sie sei Deutscher, spricht nichts gegen diese Aussage, da diese Person sich als Deutscher sieht. Nach der Verleihung des Nobelpreises versuchten die Medien mit Prof. Sancar ein Interview zu führen.

Ein Medium war die britische BBC, die sich telefonisch meldete. Ich habe die Aussagen des Professors ins Deutsche übersetzt. Er erklärt zum Telefoninterview mit der BBC:

„Sie fragte mich, ob ich Araber oder nur zum Teil Türke sei und das empfand ich als respektlos. Ich habe der BBC erklärt, dass ich kein Arabisch und kein Kurdisch spreche, ich bin Türke. Wenn sie aus dem Südosten entstammen, können sie sich dem nicht entziehen, aber ich war immer so. Ich habe es gegenüber der BBC erläutert und sage es ihnen auch noch einmal. Die erste Frage, die die BBC mich gefragt hatte, war, ob ich Araber sei. Ich bin Türke, Basta. Es spielt keine Rolle, ob ich in Mardin, Cizre oder in Kars geboren wurde, ich bin Türke.“

Wer den Textabschnitt von Prof. Sancar in türkischer Sprache lesen möchte, kann den angegebenen Link anklicken. Wenn jemand wie Prof. Aziz Sancar, der ein erfolgreicher Wissenschaftler ist, erklärt, er sei stolz auf seine türkische Herkunft, wird das in den meisten deutschen Medien leider systematisch verschwiegen. Wenn Herr Sancar gesagt hätte, er sei Araber oder Kurde, hätten die deutschen Medien exklusiv darüber berichtet.
Ich werde jetzt ein weiteres Beispiel für meine Ansicht nennen, obwohl das Ereignis selbst nichts mit dem ersten Fall zu tun hat.

Die Türkei hat beim Kampf gegen die Corona-Pandemie über 53 Staaten medizinische Hilfslieferungen zukommen lassen. Darunter Staaten wie die USA, Großbritannien, Spanien, Italien usw. Einige deutsche Medien haben nichts unversucht gelassen die Türkei im Kampf gegen die Pandemie in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen.

Trotzdem hat die Türkei Deutschland medizinische Hilfslieferungen zukommen lassen. So wurde zum Beispiel Nordrhein-Westfalen (NRW) mit zwei Millionen Masken beliefert. Grundsätzlich sollten Staaten nicht nur in Zeiten der Pandemie zusammenarbeiten und einige deutsche Medien sollten endlich damit aufhören Unwahrheiten über die Türkei zu verbreiten. Ich habe bewusst einige Medien geschrieben, weil es auch Zeitungen wie die Augsburger Allgemeine gibt, die meiner Meinung nach sachlich über die Türkei berichten.

Quelle:
Türkei fühlt sich durch Erfolge in Corona-Krise bestätigt


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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Kemal Bölge ist Politologe, Historiker, Verleger und freier Journalist