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Menschenrechtsverletzungen in China
Kommentar: Inzwischen so gut wie kein Uigure von Erziehungsmaßnahmen verschont

Angesichts der schamlosen Lügenpolitik der VR China vor dem Menschenrechtsrat in Genf und der dreisten Videos der chinesischen Staatsmedien aus den KZs in Xinjiang ist es vielleicht nicht unangebracht, kurz die neuesten Entwicklungen der chinesischen Internierungspolitik und neue Details, die einen Einblick in die wahren Verhältnisse bieten, zu präsentieren.

(Archivfoto: Screenshot/Twitter)
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Von Prof. Dr. Hans-Christian Günther 

Angesichts der Passivität der internationalen Gemeinschaft und der offiziellen Legalisierung des Lagersystems baut China seine Lager im Eiltempo aus; Satellitenbilder und Ausschreibungen für Bauanträge zeigen dies. Zudem werden uigurische Häftlinge systematisch in andere Provinzen Chinas verlegt; Häftlinge aus China dagegen nach Xinjiang gebracht.

Von Umerziehungsmaßnahmen ist inzwischen so gut wie kein Uigure oder anderer Angehöriger einer muslimischen Minderheit in Xinjiang verschont. Wer nicht ständig interniert ist, ist von Maßnahmen betroffen, bei denen die Lagerinsassen nachts zu Hause schlafen dürfen, oder Han-Funktionäre sind im Hause untergebracht, die systematisch die Familie bespitzeln, insbesondere indem die Kinder ausgehorcht werden. Frauen werden zwangsverheiratet. Immer mehr Familien werden zerrissen. Kinder werden in KZ-gleiche Waisenhäuser gebracht.

Uiguren im Ausland werden bedroht und eingeschüchtert. Ihre Familien müssen den Kontakt zum Ausland abbrechen. Auslandsuiguren oder -kasachen sind in völliger Ungewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen. Auch ausländische Ehemänner haben den Kontakt zu ihren uigurischen Frauen verloren. Angeblich gibt es eine Anfrage der pakistanischen Regierung über den Verbleib der Ehefrauen von 50 pakistanischen Staatsbürgern.

Ähnliche Anfragen aus Kasachstan wurden negativ beschieden. Eine wirksame Hilfe von Staaten, deren Bewohner betroffen sind, gibt es nicht. Es ist schon erfreulich, dass Kasachstan inzwischen Kasachen mit chinesischem Pass schützt, die Türkei ein sicheres Asylland für Uiguren ist und Malaysia der unverschämten chinesischen Forderung nach Auslieferung geflüchteter Uiguren die Tür ins Gesicht geschlagen hat.

China hält es jedenfalls nicht für nötig, die elementarsten Regeln internationalen Rechts einzuhalten. Es bedroht rücksichtslos Einwohner anderer Staaten. Uiguren im Ausland werden von chinesischen Behörden bedroht und man versucht sie so zu erpressen, ihre Landsleute im Ausland auszuspionieren.

Auch Hui-Muslime werden zunehmend verfolgt. Inzwischen wurden selbst Hui-Muslime wegen des Besitzes terroristischen Materials verurteilt; worum es sich bei diesem Material handelte, wurde in der im chinesischen Fernsehen ausgestrahlten Urteilsverkündung nicht gesagt – bezeichnenderweise: Die Gefahr von Terrorismus durch Hui-Muslime ist prima facie eine Absurdität.

Die Verfolgung von Christen nimmt rapide zu. Der katholische Bischof von Wenzhou wurde neulich zu Umerziehungsmaßnahmen entführt und verurteilt. Koreanische Staatsbürger werden festgenommen etc. etc. Personen im Ausland, die Beziehungen zu christlichen Kirchen haben, werden als Spitzel angeworben: Ein junger indischer Wissenschaftler, der dies ablehnte, hat die Nachrichten, die er auf dem chinesischen Chatdienst WeChat erhielt, veröffentlicht.

China schickt systematisch Spitzel ins Ausland, um dort studierende Chinesen zu denunzieren. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass immer mehr Chinesen inzwischen Angst haben, über WeChat frei zu kommunizieren. Chinesische Studenten im Ausland haben Angst zurückzukehren, manche entscheiden sich, es aus politischen Gründen nicht zu tun. Es ist erschreckend zu sehen, wie die Dreistigkeit des chinesischen Verbrecherstaats ungehindert operieren kann. Man fragt sich, wie lange das Ausland die unverschämte Verletzung seiner Souveränität durch ein Land, das jede Grenze in Einflussnahme, Erpressung und Industriespionage überschreitet, das alles hinnehmen will.

Was nun die Zustände in den menschenfreundlichen Trainingszentren anbelangt, so hat inzwischen ein chinesischer Chirurg enthüllt, dass Uiguren systematisch zur Organentnahme für Transplantationen genutzt werden. Deshalb werden auch die Leichen von in den Lagern Verstorbenen nicht an die Angehörigen zurückgegeben. Inzwischen sind die biologischen Daten der Uiguren zwangsweise weitgehend erhoben und gespeichert. Passende Organe für Transplantationen können bestellt werden: Häftlinge werden nach Bedarf zur Organentnahme getötet. Wer Facebook besitzt und es sich zumuten will, kann sich unter folgendem Link ein eigenes Bild davon machen.

Mit diesen Methoden steht China exakt auf derselben Stufe mit den Verbrechen der Japaner mit asiatischen Frauen, den Verbrechen, die man in Japan bis heute besonders beschämend findet. Ebenso ist es auch in Deutschland immer noch wenig bekannt, dass in den KZs der Nazis ebenfalls Frauen systematisch vergewaltigt wurden, die Nazis zudem ein perfides Bordellsystem für Häftlinge betrieben, wo Häftlingen zur „Belohnung“ Sex mit professionellen Prostituierten unter den Augen ihrer Bewacher angeboten wurde. Das System der Ermordung von Häftlingen zur Organentnahme nähert sich jedenfalls den grauenhaftesten Verbrechen der Nazis und der Japaner gerade an Chinesen: Medizinische Experimente an Menschen in dem berüchtigten Lager 731.

Die ungeheuerlichen Verbrechen der VR China in Xinjiang heute, machen eines deutlich: Die Welt interessierte sich, während es geschah, insgesamt kein bisschen für die Ausrottung der Juden durch die Nazis. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man entgegen allen Beteuerungen nichts aus dem Völkermord der Nazis, nichts aus den Verbrechen des Kolonialismus gelernt. Völkermord und Massenmord wurden und sind bis heute eine Selbstverständlichkeit geworden. Wen wundert es da, dass eine Weltmacht wie China ungestraft so agieren kann?


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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Prof. Dr. Hans-Christian Günther

Geb. am 28.4.1957 in Müllheim / Baden

Professor für klassische Philologie an der Albert-Ludwigs-Universität. Zahlreiche Publikationen und Gastprofessoren. Lange Aufenthalte in der VR China. Im Bereich der Altertumswissenschaft besonderer Schwerpunkt auf der politischen Dichtung der Augusteer und allgemein der Reflexion antiker Autoren auf ihre gesellschaftliche Stellung und Verantwortung

Seit 2004 Tätigkeit im Bereich des Dialogs der Religionen und Kulturen mit zahlreichen Veröffentlichungen.

Zahlreiche Publikationen und Gastprofessoren. Lange Aufenthalte in der VR China. Im Bereich der Altertumswissenschaft besonderer Schwerpunkt auf der politischen Dichtung der Augusteer und allgemein der Reflexion antiker Autoren auf ihre gesellschaftliche Stellung und Verantwortung Seit 2004 Tätigkeit im Bereich des Dialogs der Religionen und Kulturen mit zahlreichen Veröffentlichungen.

Ausgebildet in Freiburg und Oxford. Stipendiat der DFG und der Alexander von Humboldt -Stiftung. Gerhard Hess Preis der DFG.

Zahlreiche Publikationen (ca. 40 Bücher, u.a. Brill’s Companion to Propertius, Brill’s Companion to Horace) im Bereich der antiken Philosophie und Literatur, der Byzantinistik, Neogräzistik, modernen Literatur und Philosophie, Ethik und Politik. Zahlreiche Versübersetzungen aus dem Lateinischen, Italienischen, Neugriechischen, Georgischen, Japanischen und Chinesischen.

Lehrt regelmäßig in Italien, zahlreiche Gastaufenthalte in der Schweiz, Polen, Georgien, Indonesien, Iran, Seoul, Tokyo und vielen chinesischen Universitäten. Herausgeber mehrerer Buchreihen, im wissenschaftlichen Beirat zahlreicher wissenschaftlichen Zeitschriften.