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Resolutionsentwurf
Ägyptischer Abgeordneter ruft Parlament zur Anerkennung des „Völkermords an den Armeniern“ auf

„Während die Osmanen das Massaker im Jahr 1915 begangen haben, ist heute das Erdogan-Regime dabei, ein Verbrechen gegen seine politischen Gegner und Minderheiten, die nach Unabhängigkeit verlangen, zu begehen", so der parteilose Abgeordnete Mostafa Bakri.

(Foto: Ahram/Screenshot)
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Kairo (nex) – Der parteilose Abgeordnete Mostafa Bakri hat mit einem Antrag das Parlament und die Regierung dazu aufgerufen, den Tod von 1,5 Millionen Armeniern im Jahre 1915 im Osmanischen Reich als einen Genozid anzuerkennen.

Bakri erklärte, er und weitere 336 Abgeordnete hätten das Parlament aufgefordert, einen entsprechenden Resolutionsentwurf zu genehmigen.

„Das Parlament muss darüber eine Sondersitzung abhalten, denn es handelte sich um eine Massenvernichtung, die von allen Parlamenten der Welt verurteilt werden sollte“, betonte Bakri.

„Neue historische Erkenntnisse beweisen, dass die osmanischen Türken in den Jahren 1915 bis 1922 1,5 Millionen Armenier abgeschlachtet haben“, so Bakri weiter. „Meinem Vorschlag ging die Anerkennung des Genozids an den Armeniern durch den Deutschen Bundestag im vergangenen Monat voraus, und es werden voraussichtlich noch viele Länder dem Beispiel folgen.“

Bakri schloss mit den Worten: „Während die Osmanen das Massaker im Jahr 1915 begangen haben, ist heute das Erdogan-Regime dabei, ein Verbrechen gegen seine politischen Gegner und Minderheiten, die nach Unabhängigkeit verlangen, zu begehen.“

Ein weiterer Parlamentarier, Emad Mahrous, hatte zuvor am vergangenen Sonntag die Regierung dazu aufgefordert, „dem türkischen Oppositionellen“ Fethullah Gülen politisches Asyl zu gewähren.

Die türkische Regierung hat erklärt, dass der Putschversuch vom 15. Juli von Anhängern des in den USA lebenden Predigers Fethullah Gülen organisiert worden sei. Gülen wird vorgeworfen, durch die Gründung eines Parallelstaates seit Jahren für den Sturz der Regierung mithilfe seiner Unterstützer zu kämpfen, die den türkischen Staat vor allem in den Bereichen Militär, Polizei und Justiz infiltriert hätten.

Die Türkei erkennt die Tragödie hinter den Todesfällen hunderttausender Menschen an, die von 1915 an im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ostanatolien während des Ersten Weltkrieges ihr Leben verloren hatten. Allerdings verwahrt sich die Türkei gegen die Beurteilung der Ereignisse als „Völkermord“ und spricht von einer beiderseitigen Tragödie.

Ankara hat wiederholt die Bildung einer gemeinsamen internationalen Historikerkommission angeregt, um die Ereignisse vom Grunde her aufzuarbeiten und historisch zu bewerten. Die Regierung des Osmanischen Reiches hatte 1915 die Deportation armenischer Bevölkerungsteile aus der Region beschlossen, nachdem sich armenische Terrormilizen und Teile der Bevölkerung mit der russischen Armee verbündet hatten, die im Osten an der Kaukasusfront in osmanische Gebiete vorrückte.

 


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