Dresden/Leipzig (dts) – Nach den Krawallen in Leipzig hat der Dresdner Extremismus-Forscher Werner Patzelt der Politik eine ambivalente Haltung zu linker Gewalt vorgeworfen. Weil links grundsätzlich als gut und rechts immer als schlecht gelte, stehe „Gewalt von links gegen rechts stets im Dienst einer guten Sache, und also sind auch solche Mittel erlaubt, die man Rechten niemals nachsehen würde“, sagte Patzelt der „Welt“. Hintergrund der Äußerungen sind die Ausschreitungen von Linksextremisten am vergangenen Wochenende in Leipzig-Connewitz.
Alle hätten gewusst, was passieren würde, sagte Patzelt. Ihn hätten die Ausschreitungen jedenfalls nicht überrascht, denn er habe die Gelegenheit gehabt, vorab eine Einschätzung des Leipziger Polizeipräsidenten zu hören. „Genauso, wie der es vorhersagte, ist es dann auch gekommen“, sagte der Politikwissenschaftler von der Technischen Universität Dresden. „Es war zumindest der Polizei klar und ebenso jenen Linksextremisten, die sich in Leipzig einmal mehr höchst aktiv an die Bekämpfung des ewig Bösen gemacht haben, also an den Kampf gegen rechts sowie gegen jenen Staat, der auch den Gegnern von Linken ihre Freiheitsrechte sichert.“
Scharfe Kritik übte Patzelt an Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Dieser habe sich im Nachhinein erstaunt über jene Gewalttätigkeit gezeigt, „obwohl in seiner Stadt derlei Übergriffe immer wieder vorkommen“, sagte Patzelt. „Solange es um die viel gelobte Leipziger Abwehr von Legida ging, schien er Gewalt gegen rechts billigend in Kauf zu nehmen. Erst jetzt, wo es in ganz offensichtlicher Unverhältnismäßigkeit um ein Häuflein von vielleicht 200 Rechtsextremen und im Wesentlichen gegen die Polizei ging, gibt er sich bestürzt, obwohl sich im Grunde nichts Neues ereignet hat.“