Rize – Medienberichten zufolge hat die Türkei am Dienstag eine lokal hergestellte ballistische Kurzstreckenrakete über dem Schwarzen Meer abgefeuert, die nach einem Bericht von Bloomberg eine Reichweite von mindestens 560 km (350 Meilen) hat.
Nach Ansicht des Sicherheitsexperten Mete Yarar hat die Tayfun-Rakete eine größere Reichweite als bisher bekannt ist. Die 560 km sind nach Yarars Ansicht nur für den Raketentest anvisiert worden. Eine mobile Plattform wurde verwendet, um die Rakete von einem Flughafen in der Nähe der Hafenstadt Rize gegen 7 Uhr morgens Ortszeit abzufeuern.
Das geheime Raketenprojekt mit dem Namen Tayfun (Taifun), ist seit mehreren Jahren in Arbeit, so anonyme Quellen gegenüber Bloomberg, ohne nähere Angaben zu machen. Das Präsidium für die Verteidigungsindustrie, das die Entwicklung von lokal hergestellten Waffen beaufsichtigt, lehnte es ab, Informationen über das Projekt preiszugeben.
Das Raketensystem mit der größten Reichweite, das die Türkei bisher besitzt, ist die Bora, eine taktische ballistische Rakete, die vom türkischen Rüstungsunternehmen Roketsan entwickelt wurde. Seine Exportversion heißt Khan, die eine Mindestreichweite von 80 km sowie eine Höchstreichweite von 280 km hat. Sie wurde getestet und im Mai 2017 in Dienst gestellt. Die Version Bora-2 mit einer größeren Reichweite befindet sich in der Entwicklung.
Die wachsende Verteidigungsindustrie der Türkei ist ein Eckpfeiler der selbstbewussten Außenpolitik von Präsident Recep Tayyip Erdogan in den letzten Jahren. Erdogan erklärte im Januar, die Türkei wolle bei der Entwicklung und Herstellung von militärischer Ausrüstung und Systemen völlig autark werde.
Die Türkei hat ihre Abhängigkeit von Waffenimporten verringert und diese im Fünfjahreszeitraum 2016-2020 im Vergleich zu 2011-2015 um 59 Prozent gesenkt.
Laut der SIPRI-Datenbank für Waffentransfers war die Türkei im Zeitraum 2017-21 weltweit der zwölftgrößte Exporteur größerer konventioneller Waffen, was einem Anstieg von 31 Prozent im Vergleich zu 2012-16 entspricht.
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