Istanbul – Für den Mord an einem Teenager wurde ein türkischer Polizist zu fast 17 Jahren Gefängnis verurteilt. Berkin Elvan wurde 2013 mit einer Tränengasgranate am Kopf getroffen.
Der Polizeibeamte Fatih Dalgali stand vor Gericht, weil er den Tod des 14-jährigen Berkin Elvan verursacht haben soll, der 2013 in Istanbul durch eine Tränengasgranate am Kopf verletzt wurde, als in der Nähe die „Gezi Park“-Proteste gegen die Regierung stattfanden. Elvan lag 269 Tage lang im Koma. Nach Elvans Tod im März 2014 im Alter von 15 Jahren protestierten in mehreren türkischen Großstädten Hunderttausende, nach einigen Schätzungen bis zu zwei Millionen Menschen, wobei mindestens zwei Personen ums Leben kamen. Elvans Familie erklärte damals, Erkin sei unterwegs gewesen, um Brot zu kaufen, nicht um zu protestieren.
Ein Gericht in Istanbul verurteilte Dalgali wegen „möglicher Mordabsicht“ zu 16 Jahren und 8 Monaten Gefängnis und verhängte eine Ausreisesperre, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. Vor der letzten Anhörung des Falles am 18. Juni hielt die Familie von Elvan eine Presseerklärung vor dem Çağlayan-Gerichtsgebäude ab.
„Nach 20 Anhörungen stehen wir kurz vor dem Ende des Falles unseres Berkin, Wir erwarten, dass die Mörder Rechenschaft ablegen. Während wir auf den Straßen, Plätzen und Gerichtsgebäuden unsere Forderung nach Gerechtigkeit für Berkin kund taten, machte der Polizist, der Berkin erschoss, seinen Job weiter“, so die Familie.
Während der Anhörung bestritt der Polizeibeamte Dalgalı, dass er derjenige war, der Elvan erschossen hat, was die Opferanwälte mit Verweis auf das Gutachten zurückwiesen.
„Fatih Dalgalı ist der Mörder von Berkin Elvan. Das besagen die [Sicherheits-]Aufnahmen und Berichte. Wir wollen nicht, dass Fatih Dalgalı nur wegen Berkin verurteilt wird, wir wollen, dass ein Polizist 1.000 Mal nachdenkt, bevor er den Abzug drückt. Wir wollen, dass Fatih Dalgalı wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt wird und ins Gefängnis kommt“, sagte Rechtsanwalt Yalçın Deniz Özen. Der Anwalt erklärte, dass nicht nur Dalgalı vor Gericht stehen sollte, sondern auch andere Polizeibeamte, die den Angeklagten bei seiner Tat unterstützt haben.
„Fatih Dalgalı war nicht allein dort. Da war auch sein Vorgesetzter, der ihn instruierte. Und es gab einen weiteren Polizeibeamten, der Patronen zu ihnen trug“, sagte der Anwalt und forderte erneut, dass auch die anderen betroffenen Polizeibeamten in dem Fall vor Gericht gestellt werden.
Das Gericht lehnte die Forderung der Staatsanwaltschaft ab, Dalgalı wegen „bewusster fahrlässiger Tötung“ zu verurteilen – worauf bis zu neun Jahre Gefängnis stehen – und befand den Polizisten der „vorsätzlichen Tötung“ für schuldig.