Von Nabi Yücel
Assyrische Christen: Bemühungen der YPG gegen IS kein Persilschein
In der schwedischen TV-Talkshow „Opinion Live“ warf die Vorsitzende der Assyrischen Föderation Kara Hermez, Rafael Kardari vor, der kurdischen YPG einen Persilschein auszustellen. Kardari reiste als freiwilliger Kämpfer nach Nordsyrien, um mit der YPG gegen den Islamischen Staat zu kämpfen. In der schwedischen Boulevardzeitung „Aftonbladet“ hatte Hermez bereits Anfang Oktober die Linkspartei für ihre Realitätsferne kritisiert. Bei der YPG handelt sich um den syrischen Arm der Terrororganisation PKK.
Die Assyrer sind eine ethnische Minderheit im Nahen Osten, ihre ursprünglichen Siedlungsgebiete liegen im nördlichen Irak, im nordöstlichen Syrien, in der südöstlichen Türkei und im nordwestlichen Iran. Durch Auswanderung leben derzeit sehr viele Assyrer in den Vereinigten Staaten und in Europa. Mit Beginn der türkischen Militäroperation „Friedensquelle“ befürworten assyrische und aramäische wie auch die irakisch-christliche Minderheit die Zurückdrängung der kurdischen sogenannten Volksverteidigungseinheiten YPG.
In der schwedischen TV-Talkshow „Opinion Live“, die vom schwedischen öffentlich-rechtlichen TV-Sender ausgestrahlt wird, erklärte am vergangenem Freitag die Vorsitzende der Assyrischen Föderation Kara Hermez, man solle die Bemühungen der YPG gegen den sogenannten Islamischen Staat nicht überbewerten und die Verbrechen der YPG gegenüber Zivilisten in ihrem Kontrollgebiet unterschlagen. Der Kampf der Kurden gegen den IS rechtfertige nicht den Missbrauch von Zivilisten, sagte Hermez gegenüber den Mitdiskutanten.
In der TV-Sendung betonte Hermez, dass die kurdische Miliz YPG den IS in Syrien erfolgreich bekämpft habe. Aber ihre Bemühungen würden nicht bedeuten, dass ihre Methoden gegen Minderheiten nicht in Frage gestellt werden dürfen. „In diesem Fall ist die YPG genauso schlecht wie das syrische Regime, wenn es um Misshandlungen gegen Zivilisten geht“, erklärte sie weiter.
Rafael Kardari, einer der Teilnehmer der Gesprächsrunde, sagte, er habe in Syrien mehrfach als Kämpfer der kurdischen Miliz YPG gegen den IS gekämpft. „Wir sind dort unten alle vereint, auch die Minderheiten. Die Leute dort unten sind sehr dankbar für das, was YPG getan hat.
Kara Hermez bestritt zwar im Anschluß die Bemühungen der YPG gegen den IS nicht, erklärte jedoch, dass die YPG das Gebiet gleichzeitig mit eiserner Hand kontrolliere, dass Kindersoldaten zwangsrekrutiert würden und dass Schulen in Waffenlager verwandelt werden.
„Mein Freund hat es letzte Woche nicht gewagt, einen Fuß auf die Straße zu setzen, weil man nun damit begonnen hat, jeden im Alter zwischen 18 und 40 Jahren mit Zwang zu rekrutieren“, sagt sie weiter.
Hermez hatte am 8. Oktober in einer Streitschrift in Aftonbladet die Linkspartei Schwedens scharf kritisiert. Sie erklärte darin, dass die Verbrechen der YPG von Amnesty International, Human Rights Watch und anderen Menschenrechtsorganisationen dokumentiert worden seien.
„Unter diesem selbsternannten PKK-Regime werden Assyrer und Araber unterdrückt – aber auch Kurden, die die separatistische Agenda der PKK nicht unterstützen.“ Und weiter: „Viele haben auch fälschlicherweise angenommen, dass die YPG die IS alleine besiegt hat. Die Wahrheit ist, dass die meisten Kämpfe in Syrien von der syrischen Armee durchgeführt wurden. Die kurdische Miliz war ein wichtiger Teil, aber der Krieg gegen den IS wurde als Deckmantel für den kurdischen Expansionismus verwendet.“
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