Diyarbakir (nex/tp) – Der kurdischstämmiger HDP-Abgeordnete Altan Tan hat die eigene Partei scharf kritisiert. Sie hätte sich viel früher und entschiedener gegen die Terrororganisation PKK positionieren müssen, sagt der Abgeordnete aus Diyarbakir.
Altan Tan, Schriftsteller, Autor und seit 2011 Abgeordneter der nationalistisch-kurdischen Partei HDP ist für viele ein unangenehmer Zeitgeist, vor allem gegenüber der Terrororganisation PKK. Als der Europa-Funktionär der PKK, Zana Azadi, während einer TV-Sendung der Med Nuce am 10. November 2015 ihn und den Rechtsanwalt Tahir Elci sprichwörtlich für vogelfrei erklärte, forderte Tan umgehend eine Live-Zuschaltung, um gegenüber der öffentlichen Morddrohung Position zu beziehen. Auch innerhalb der Partei HDP gilt Tan als Querulant.
Gegenüber der türkischen Tageszeitung Milat gab Altan Tan im Interview jetzt an, dass die Kurden das Spiel der Terrororganisation PKK durchschaut und nicht mitgemacht hätten. Das sei insbesondere während der städtischen Kämpfe zwischen der PKK sowie den türkischen Sicherheitskräften deutlich geworden, die im Herbst 2015 begann und bis in den April 2016 hinein anhielt. Das selbe habe die PKK auch im Westen des Landes provoziert. Die Kurden hätten aber auch diesmal zusammen mit den Lazen, Tscherkesen und anderen Minderheiten Ruhe bewahrt und den Plan vereiteln lassen.
Tan erklärte, dass die Erwartungen der Bevölkerung, vor allem der Kurden von der HDP nicht erfüllt wurden. Die Partei habe es fahrlässig unterlassen, die PKK mit lauter Stimme zur Räson aufzurufen, vor allem während der Konflikte im Südosten habe sie völlig versagt.
Tan zufolge habe der Westen die Politik Erdogans bis 2011 begrüßt und unterstützt. Mit dem Beginn des Syrien-Konflikts soll das aber zu Spannungen und zu einer anderen Politik gegenüber Erdogan und der türkischen Regierung geführt haben. Diese Politik beabsichtige, die amtierende Regierung zu destabilisieren, was einerseits mit den Kurden probiert worden sei, dann mit dem gescheiterten Putschversuch. Das Versagen dieser Politik soll auch durch die kurdische Bevölkerung hervorgerufen worden sein, die sich nicht habe instrumentalisieren lassen. Sie seien weder auf die Straßen, noch hätten sie Demonstrationsaufrufe befolgt und seien auch nicht auf die Barrikaden, um die PKK-Terroristen während der Kämpfe in den Städten zu unterstützen. Tan begrüße das ausdrücklich und bete zu Gott, dass das so ausgestanden wurde.
Sehr kritisch ging Altan Tan im interview mit der eigenen Partei um. Wer auch immer Recht oder Demokratie suche, der habe nicht das Recht dies mit Waffen durchzusetzen. Insbesondere hier habe die HDP völlig versagt und die Menschen in ihrem Vertrauen auf die politischen Absichten zum Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern enttäuscht. Die Partei habe es schlicht und einfach unterlassen, den „bewaffneten Kampf“ mit lauter Stimme zu verurteilen. So sei sie damit nicht nur zwischen die Räder der Regierung, sondern auch die der PKK geraten.
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