Ein Gastkommentar von Marina Bütün
Das türkische Wort für „Putsch“ lässt aktuell jeden hellhörig werden, der den Putsch am 15. Juli 2016 in der Türkei miterlebt hat. Dieser Tag ging an keinem Bürger der Türkei spurlos vorüber. Verschiedenen türkischen Medien zufolge, seien kürzlich die Häuser von drei Polizeibeamten, die in den Ermittlungen gegen die kriminelle Organisation Ayhan Bora Kaplan erwähnt und vom Innenministerium suspendiert worden waren, auf Anordnung der Staatsanwaltschaft durchsucht worden.
Im Rahmen der Ermittlungen gegen die kriminelle Vereinigung Ayhan Bora Kaplan soll es sich um die Häuser des vom Dienst suspendierten stellvertretenden Polizeichef von Ankara, Murat Çelik, des Direktors der Abteilung für organisierte Kriminalität, Kerem Öner, und seines Assistenten Şevket Demircan, sowie um das Haus einer Person , die von dem Geheimzeugen Serdar Sertçelik als „Ufuk-Kommissar“ bezeichnet wurde, handeln.
Der Prozess gegen Ayhan Bora Kaplan und seine Bande, die im Rahmen der von Innenminister Ali Yerlikaya seit seinem Amtsantritt angestrebten Operationen gegen kriminelle Organisationen verhaftet wurden, ist aktuell in vollem Gange.
Kaplan weigerte sich, über ein Foto auszusagen, das er während des Putschversuchs am 15. Juli 2016 mit einer Pistole vor dem TRT-Gebäude aufgenommen hatte. Er sperrte sein Telefon, das nicht untersucht werden konnte, und akzeptierte keine Anklage.
Am 6. Mai wurde eine Untersuchung aufgrund von Vorwürfen eingeleitet, die von Nummer 2 des Verbrechersyndikats Ayhan Bora Kaplan, dem flüchtigen Serdar Sertçelik, erhoben wurden, einem geheimen Zeugen in diesem Fall. Die Vorwürfe richten sich gegen die Sicherheitsdirektion der Provinz Ankara. In einem Gespräch mit dem Journalisten Erk Acarer behauptete Sertçelik, dass er unter dem Druck von Polizeibeamten der Polizeidirektion Ankara zu einem „geheimen Zeugen“ geworden sei und dass er hinsichtlich des Inhalts seiner Aussage unter Druck gesetzt und manipuliert worden sei.
Nach dieser Entwicklung betonte der Vorsitzende der Regierungskoalitionspartei MHP, Devlet Bahçeli, in seiner Erklärung vor ein paar Tagen, dass es sich um eine Verschwörung handele, die nicht mit der Suspendierung einiger Polizeichefs abgetan werden könne.
Bahçeli:
„Wenn wir uns jenen beugen, die in Zusammenarbeit mit der Polizei und der Justiz die Wiederholung des Putschversuchs vom 17. bis 25. Dezember planen, möge man uns den Hals umdrehen“.
Nach Bahçelis Äußerungen traf Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Abend im Präsidialkomplex mit Justizminister Yılmaz Tunç und dem Chef des Inlandsgeheimdienstes İbrahim Kalın zusammen. Nach diesem kritischen Gipfel, über den man in der Türkei durch das Nachrichtenmedium A Haber erfuhr, richteten sich alle Augen auf die Fraktionssitzung der AK-Partei, die kurz darauf von Präsident Recep Tayyip Erdoğan abgehalten wurde.
Bei dieser Korruptions- und Bestechungsoperation vom 17. bis 25. Dezember handelt es sich um Ermittlungen, die 2013 und 2014 durchgeführt wurden und bei denen einige öffentliche Einrichtungen und Organisationen sowie Beamte, darunter vier Minister, des Fehlverhaltens und der Bestechung beschuldigt wurden. 89 Personen wurden damals verhaftet!
Bei der von der stellvertretenden Istanbuler Generalstaatsanwältin Zekeriya Öz damals koordinierten Operation wurden 89 Personen festgenommen, darunter Barış Güler, der Sohn des damaligen Innenministers Muammer Güler, Salih Kaan Çağlayan, der Sohn des damaligen Wirtschaftsministers Zafer Çağlayan, Abdullah Oğuz Bayraktar, der Sohn des damaligen Umwelt- und Urbanisierungsministers Erdoğan Bayraktar, der Generaldirektor der Halkbank Süleyman Aslan, die Geschäftsleute Ali Ağaoğlu und Reza Zarrab sowie der Bürgermeister von Fatih Mustafa Demir.
Das Zwischenurteil und die nächste Anhörung finden jetzt am 20. Mai 2024 statt.
Das Zwischenurteil wurde im Prozess gegen 61 Angeklagte verkündet, davon wurden 28 festgenommen, die im Rahmen der Ermittlungen gegen die kriminelle Vereinigung angeklagt waren. 8 der 28 verhafteten Angeklagten wurden unter Auflagen der Justizkontrolle freigelassen. Die nächste Anhörung wurde auf den 20. Mai vertagt.
Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von NEX24 dar.
Quellen:
https://tr.euronews.com/my-europe/2021/12/17/17-aralikin-17-aktoru-bugun-nerede