Start Politik Ausland Algerienkrieg Frankreich: Keine Entschuldigung für Gräueltaten in Algerien

Algerienkrieg
Frankreich: Keine Entschuldigung für Gräueltaten in Algerien

Macron, der einst die französische Kolonialisierung als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" bezeichnete, schließt "Reue" und "Entschuldigungen" als Teil der Versöhnung aus.

Französische Soldaten mit einem algerischen Freiheitskämpfer. (Foto: Quelle unbekannt/Screenshot/Youtube)
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Paris – Frankreich will sich nicht für die Kolonialisierung Algeriens entschuldigen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron, der einst die französische Kolonialisierung in einem Interview mit einem algerischen TV-Sender als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnete, schließt „Reue“ und „Entschuldigungen“ als Teil der Versöhnung aus, wie sein Büro am Mittwoch mitteilte.

Es wird „weder Reue noch Entschuldigungen“ für die Besetzung Algeriens oder den blutigen achtjährigen Krieg geben, der die französische Herrschaft beendete, sagte Macrons Büro, und fügte hinzu, dass der Präsident stattdessen an „symbolischen Handlungen“ teilnehmen würde, die auf die Förderung der Versöhnung abzielen.

Der algerische Unabhängigkeitskrieg von 1954-62 belastet auch fast 60 Jahre später noch die Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Algerien fordert eine formelle Entschuldigung für die von Frankreich begangenen Gräueltaten. Der Krieg wurde 1962 mit dem Evian-Abkommen von der französischen und der algerischen Regierung offiziell für beendet erklärt.

Frankreich war 132 Jahre lang die Kolonialmacht in Algerien. 1962 erlangten die Algerier ihre Unabhängigkeit, nach einem siebenjährigen Krieg, der von Gräueltaten, darunter auch Folterungen, geprägt war. Paris hatte 2018 zum ersten Mal eingeräumt, dass Frankreich während des algerischen Unabhängigkeitskrieges für systematische Folter verantwortlich war. Mehr als 1,5 Millionen Algerier sollen während des Unabhängigkeitskrieges 1954-62 getötet worden sein.

Massaker von Sétif und Guelma

Das Massaker von Sétif und Guelma war eine Serie von Angriffen der französischen Kolonialbehörden und der pied-noir-Siedlermilizen auf algerische Zivilisten im Jahr 1945 rund um die Marktstadt Sétif, westlich von Constantine, in Französisch-Algerien. Am 8. Mai 1945 schoss die französische Polizei bei einer Kundgebung auf Demonstranten, bei der ein 14-jähriger Junge getötet wurde. Auf Unruhen in der Stadt folgten Angriffe auf französische Siedler (Colons) im Umland, die 102 Todesopfer forderten. Spätere Angriffe der französischen Kolonialbehörden und europäischen Siedler töteten zwischen 6.000 und 30.000 Muslime in der Region. Die Unruhen sollen zum Algerienkrieg von 1954-1962 geführt haben.

Das Massaker vom 17. Oktober 1961 in Paris

Auch in Frankreich gingen Sicherheitsbehörden brutal gegen demonstrierende Algerier vor. Als Massaker von Paris ging ein Massenmord und Staatsverbrechen in Paris am 17. Oktober 1961 in die Geschichte ein. Die Pariser Polizei ging brutal gegen eine  friedliche Demonstration mehrerer zehntausend Algerier vor, zu der die algerische Unabhängigkeitsbewegung FLN aufgerufen hatte. Mindestens 200 Menschen wurden dabei getötet. Sie wurden erschossen, erschlagen und zum Teil in der Seine ertränkt. Die blutig verlaufene Massendemonstration wurde in den französischen Medien lange Zeit nahezu vollständig totgeschwiegen.

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