Von Li Guang
In der Stadt Luoyang in der Zentralprovinz Henan leben zahlreiche Hui-Muslime. Dort gibt es viele Moscheen sowie Geschäfte, Hotels und andere Unternehmen dieser Volksgruppe. Ihre Häuser sind mit islamischen Symbolen und Ornamenten verziert. Seit im Dezember 2017 ein neues Gesetz zum Islam verabschiedet wurde und danach der Fünf-Jahres-Plan zur „Sinisierung“ aller chinesischen Muslime außerhalb von Xinjiang in Kraft trat, verschwanden alle islamischen Symbole und sogar Architekturelemente in der Stadt. Arabische Schilder und Ausdrücke wie Allāhu akbar (“Gott ist der Größte”) wurden entfernt oder bedeckt.
Alle islamischen Symbole und Architekturelemente müssen verschwinden
Eine Quelle berichtete dem Onlinemagazin Bitter Winter, dass das Büro für Religiöse Angelegenheiten im Luoyanger Stadtbezirk Chanhe der Hui vor kurzem ein Dokument herausgegeben hat, welchem zufolge alle islamisch anmutenden Kuppeln von den Hui-Moscheen entfernt werden müssen.
Die Quelle berichtete weiter, dass die zielgerichtete Zerstörungskampagne im Juni begann. Mittlerweile wurden bereits die islamisch anmutenden Kuppeln von mehreren Moscheen zerstört – unter anderem von den Moscheen im Stadtviertel Beiyao, am Busbahnhof Ost und an der Xinjie-Straße. Das Ethnische Hotel in dem Stadtbezirk erlitt das gleiche Schicksal und es werden auch weiterhin Kuppeln von anderen Moscheen entfernt.
Im Mai ließen die Regierungen der Stadt Shangqiu und des Kreises Puyang (im Zuständigkeitsbereich der gleichnamigen Regierungsbezirksstadt) gewaltsam Kuppeln und Stern- und Halbmond-Symbole von Moscheen entfernen. Die Beamten, die für diese Entfernungen zuständig waren, erklärten, dass es sich dabei um eine landesweite Kampagne handle: Sämtliche islamischen Symbole müssten geändert werden.
Moscheen nach „Facelifting“ nicht mehr als solche zu erkennen
Abgesehen von der Entfernung der Kuppeln werden die Moscheen im Namen der „Sinisierung“ noch weiteren Umwandlungen unterworfen und verlieren so ihr islamisches Aussehen.
Wie Bitter Winter bereits berichtete, wurden im April die Stern- und Halbmond-Symbole sowie die Kuppel der Tawan West-Moschee im Stadtbezirk Chanhe der Hui entfernt. Als wir vier Monate später vor Ort kamen, wurde augenscheinlich, dass die Moschee weiter verändert worden war: Alle islamischen Stilelemente waren verschwunden und sie ähnelt nun auffallend einem daoistischen Tempel.
Die Taxi-Frauenmoschee in dem Stadtbezirk wurde ebenfalls einem „Facelifting“ unterzogen. Die islamischen Aufbauten auf der Moschee wurden so verändert, dass sie chinesischer wirken. Eine andere Moschee in der Gegend wurde in „Taxi-Garten“ umbenannt.
Die Hui-Bewohner im Stadtbezirk werden Tag für Tag Zeuge, wie die Regierung ihre Religion, ihre Kultur und ihre Traditionen zerstört – doch niemand wagt es aufzubegehren, weil alle Vergeltung seitens der Behörden befürchten. Als Bitter Winter ein paar ältere Bewohner des Stadtbezirks fragte, wie sie sich angesichts dieser staatlich angeordneten Umwandlungen fühlten, weigerten sich diese zu antworten. Sie waren sichtlich aufgewühlt und konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. „Wir sind alt und verstehen nicht viel, aber wir mischen uns nicht in anderer Leute Angelegenheiten ein“, sagten sie und gingen weiter.
Ein anderer Hui-Anwohner meinte: „Wir können nichts ändern. In Xinjiang sterben jedes Jahr viele Menschen.“
Über 300 arabische Schilder entfernt
Arabische Schilder, die an Geschäften in den Hui-Stadtvierteln von Luoyang angebracht waren, sind ebenfalls umfassend entfernt worden. Im Stadtbezirk Chanhe der Hui und in den umliegenden Gegenden wurden bereits mindestens 300 Schilder von Unternehmen geändert oder übermalt, zahlreiche weitere werden gerade neu gestaltet.
Ladenbesitzer erzählten Bitter Winter, dass das Büro für Stadtverwaltung des Stadtbezirks Chanhe der Hui im Mai die, von Hui geleiteten, Unternehmen angewiesen habe, alle arabischen Schilder durch neue, chinesische, zu ersetzen. Um sicherzustellen, dass diese Anweisung auch umgesetzt wird, verlangte der Leiter des Büros für Religiöse Angelegenheiten von den Besitzern, dass sie – nach dem sie die Schilder ausgetauscht haben – Fotos von den alten und den neuen Schildern an das Büro schicken sollen. Er erklärte, dies sei ein landesweites, politisches Vorgehen.
Ein Hui-Anwohner sagte bezüglich der angeordneten Änderung der Schilder, dass die Menschen Angst hätten, sich den Regierungsanweisungen zu widersetzen. „Wer würde schon wagen, sie nicht zu ersetzen? Der Schwache kann den Starken nicht besiegen. Wir können nichts dagegen tun“, klagte er.
„Sämtliche halal-Symbole wurden entfernt oder versteckt. Die Beamten des Büros für Religiöse Angelegenheiten verbieten uns, mit irgendjemandem darüber zu sprechen. Was bleibt noch an Symbolismus, nachdem alle diese Symbole entfernt wurden?“ meinte ein Ladenbesitzer verdrossen.
Andere Geschäfte haben sich geweigert, neue Schilder anzufertigen und haben einfach nur die arabischen Teile überdeckt. Der häufigste Text lautete „Allah ist der Größte“. „Ich möchte das arabische Schild nicht entfernen. Wenn in Zukunft wieder arabische Texte erlaubt werden, dann werde ich die versteckten Teile wieder freilegen“, erklärte der Besitzer eines Nudel-Restaurants, während er zu seinem Schild mit dem versteckten arabischen Text hinaufblickt. „In meiner Heimatstadt sind arabische Schilder schon seit langem verboten. Nur chinesische sind erlaubt. In China kann nur die Kommunistische Partei die Größte sein.“
Beobachter gehen davon aus, dass die Entfernung der arabischen Schilder und Symbole nicht nur Teil der „Ent-Islamisierungs-“Politik der kommunistischen Regierung ist, sondern von der vollständigen Ablehnung der Regierung gegenüber allen Religionen zeugt. Jeglicher Hinweis auf eine Autorität, die möglicherweise über der KPCh stehen könnte, wie zum Beispiel „Allah ist der Größte“ oder „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“ – geben der kommunistischen Regierung Anlass zu Ärger. Jegliche Zurschaustellung einer solchen „Illoyalität“ muss berichtigt werden, koste es, was es wolle.
Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.
Erschienen bei Bitter Winter