New York (dts) – Der Papst-Vertraute Kardinal Óscar Maradiaga erwartet viel von der Rede des Papstes am kommenden Freitag im UN-Hauptquartier in New York: „Ich bin sicher, er wird sie mit prophetischer Kraft halten. Ein bisschen wie Jesus in der Synagoge von Kapernaum wird er versuchen, die Ohren zu füllen mit Worten der Bibel“, so Maradiaga im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Er wird keinen bloßen Vortrag halten, sondern prophetisch reden.“
Maradiaga kennt die Rede nicht, er ahne aber: „Er wird seine Autorität als Mann des Evangeliums, also als Versöhner nutzen. Bei den UN wie im US-Kongress will er sich weder von seinen Kritiken einschüchtern noch von den Lobeshymnen der Fans schmeicheln lassen.“ Maradiaga, einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus und der Leiter einer Reformgruppe, die Kurie und Weltkirche erneuern soll, weiß: „Kein Papst darf sich der Aufgabe entziehen, die Politik des Vaterunsers zu leben“, so Maradiaga: „Der Papst soll also den Politikern einen Weg weisen, und zwar durch das Evangelium.“ An Franziskus schätzt er besonders „sein Talent zur Freundschaft“.
Überrascht habe dieser ihn „mit der Klugheit, die er im Umgang mit allen Staatsoberhäuptern beweist“. Der erste große Erfolg sei seine Rede vor dem Europäischen Parlament in Straßburg gewesen. „Er tat es mit Parrhesia, also Freimut“, so der Kardinal. Von den bisherigen Neuerungen in Rom sei es das Schwierigste gewesen, „einzusehen, dass es nicht reicht, organisatorische Strukturen zu ändern oder eine neue Apostolische Konstitution zu erlassen“, so der Papstvertraute: „Wir müssen die Herzen verändern!“