Ab heute stehen in Deutschland mal wieder die Räder still. Zumindest zwei Drittel derer, die auf Schienen einen nicht unwesentlichen Teil des Personen- und Gütertransports in der Republik bewegen. Grund dafür ist der groß angelegte Streik der GDL, der Gewerkschaft Deutscher Lokführer. (nex)
Erst heute Mittag lehnte Gewerkschaftsvorsitz Claus Weselsky eine Schlichtung des Streiks mit deutlichen Worten ab. Politiker wie Sigmar Gabriel, allerdings auch der Deutsche Beamtenbund, hatten eine Schlichtung gefordert. Aus Sicht der GDL und ihrem Vorsitzenden ist dafür allerdings keine Grundlage gegeben, da es in dem Streik um Grundrechte geht, die nicht in einer Schlichtung relativiert werden dürfen. Denn es sei die Bahn, die sich nicht an Urteile halte, aber immer wieder in ein Art Opferrolle gestellt würde.
Immerhin steht der GDL zu autark und unabhängig über Tarifverträge seiner Mitglieder zu verhandeln. Die DB aber wolle genau dies verhindern und setzt auf Eingungen mit der größeren Partnergesellschaft der GDL, der EVG. Eine Eskalation des Streikes wirft Weselsky der Bahn vor, da diese die Verhandlungen immer wieder mit einer Verzögerungstaktik aufs Spiel setze. In Weselskys Augen wäre es Aufgabe der Politik und Regierung auf den Bahnvorstand einzuwirken und zu einem Einlenken zu bewegen um Eigentum der Regierung zu schützen.
Der Streik hat heute im Güterverkehr begonnen und wird im Personenverkehr am Dienstagmorgen fortgesetzt und bis Sonntag dauern. Es könnte der bisher längste Streik bei der Bahn werden und ist der achte Streikfall seit dem 2014 begonnen Tarifstreit. Neben höherer Entlohnung und besseren Arbeitsbedingungen geht es der GDL auch für Zugbegleiter und Rangierführer Tarifverträge verhandeln zu dürfen.
Da neben dem Personen- auch der Güterverkehr bestreikt wird, fürchtet die deutsche Wirtschaft erhebliche Schäden. Eric Schweitzer, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK),schätze die Höhe gegenüber dem „Handelsblatt“ auf insgesamt bis zu einer halben Milliarde Euro. „Wenn der Streik wie angekündigt sechs Tage dauert, kommt die Lieferkette ins Stocken.“