Istanbul – Der Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Istanbul endete am späten Freitagabend.
Selenskyj besuchte in dieser Woche NATO-Länder und warb um Unterstützung im Vorfeld eines NATO-Gipfels in Litauen nächste Woche, auf dem die Mitglieder den Beitritt der Ukraine bekräftigen sollen.
Beim Treffen des türkischen Staatschef mit seinem ukrainischen Amtskollegen überraschte Erdogan mit einer klaren Ansage.
„Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Ukraine die Mitgliedschaft in der NATO verdient“, so Erdogan zur Überraschung des anwesenden Publikums und politischer Beobachter auf der abschließenden Pressekonferenz.
Außerdem sicherte er Selenskyj die Überstellung dreier Kommandanten des Asow-Regiments aus Mariupol zu, die vorerst eigentlich in der Türkei hätten bleiben müssen.
Wie der Standard weiter berichtet, war bei einem früheren Gefangenenaustausch, den Erdogan mitvermittelt hatte, von Russland auch eine Reihe Gefangener des Asow-Regiments ausgetauscht worden – unter der Auflage, dass diese bis zum Ende des Kriegs in türkischem Gewahrsam bleiben. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach nun vom Bruch einer Vereinbarung und spekulierte, Erdoğan sei im Vorfeld des Gipfels von den NATO-Partnern unter Druck gesetzt worden.
Seit Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert ist, hat sich Erdogan zu einem wichtigen Machtvermittler entwickelt, der einen Balanceakt zwischen den beiden Seiten vollführt.
Er half bei der Aushandlung des Schwarzmeer-Getreideabkommens, das Millionen Tonnen Weizen freisetzte, die durch den Einmarsch Russlands in die Ukraine blockiert waren, und so eine weltweite Hungerkrise abwendete.
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