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Ukraine: Ankara lässt Ahiska-Türken ausfliegen

Die Aktion habe das Außenministerium in Ankara und die türkische Botschaft in Moskau koordiniert.

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Ankara/Cherson – Nach wochenlangen Bemühungen ist es der Türkei gelungen, 84 Einwohner der türkischsprachigen Volksgruppe der Mescheten (Ahıska Türkleri) aus der von Russland besetzten und vor kurzem befreiten ukrainischen Stadt Cherson ausreisen zu lassen.

Wie die Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf diplomatische Quellen berichtet, habe die Aktion das Außenministerium in Ankara und die türkische Botschaft in Moskau koordiniert.

Türkische Diplomaten führten offenbar seit Oktober Gespräche mit der russischen Regierung über eine Ausreise der Mescheten aus Cherson. Ob die ukrainische Regierung oder Behörden über die Ausreise der türkischsprachigen Volksgruppe involviert waren, war zunächst unklar. Aber es ist jedoch davon auszugehen, dass die ukrainische Regierung darüber in Kenntnis gesetzt wurde. Nach einer langen strapaziösen Reise erreichte die überwiegend aus alten Menschen bestehende Gruppe aus Russland kommend den Grenzübergang nach Georgien.

Während der Durchfahrt durch die Russische Föderation kamen noch weitere vier meschetische Flüchtlinge hinzu, die ebenfalls aus Cherson ausgereist waren. Die 88 Mescheten waren am 31. Oktober aus Cherson aufgebrochen, um von Russland über Georgien in die Türkei zu reisen. Die türkische Botschaft in Tiflis schrieb auf Twitter „Es erfüllt uns mit Stolz, die aus Cherson evakuierten meschetischen Türken begrüßen zu dürfen. Wir begleiten die Gruppe in Richtung Türkei.“

Die aus Cherson evakuierten Flüchtlinge trafen am Samstag am georgisch-türkischen Grenzübergang Sarp/Artvin ein, wo sie unter anderem vom Landrat von Hopa, Gürkan Üçüncü, begrüßt wurden.

Am 14. April 1944 wurden auf Geheiß des sowjetischen Staatschefs Josef Stalin etwas mehr als 100.000 Mescheten aus ihrer angestammten Heimat (Meschetien) in Georgien vertrieben und in weit entfernte Gebiete Zentralasiens deportiert. Aus sowjetisch-russischen Archivbeständen geht hervor, dass die Vertreibungen die „ethnische Säuberung der Region von Türken“ zum Ziel hatte. In der türkischen und aserbaidschanischen
Geschichtswissenschaft hat sich der Terminus technicus Mezalim für massenhafte Gewaltverbrechen an der muslimischen Zivilbevölkerung etabliert.

Kemal Bölge

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