Osnabrück – CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn hat für eine möglichst späte Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der Union geworben.
Er halte „den Gedanken für klug, in einer so außergewöhnlichen Lage ein Nebeneinander von amtierender Kanzlerin und Kanzlerkandidat nicht zu lange werden zu lassen. Deshalb ist es sinnvoll, unseren Kandidaten später im Jahr zu benennen und nicht gleich nach der Entscheidung über den neuen CDU-Vorsitzenden“, sagte Spahn im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). „Eine Kür sechs Monate vor der Wahl wäre früh genug. Das hieße: Im März oder April sollten wir uns einigen. Dann reicht die Zeit, um einen auf unseren Kandidaten zugeschnittenen Wahlkampf zu führen.“
Spahn betonte, CDU und CSU würden „gemeinsam entscheiden“, und mahnte: „Ein Kanzlerkandidat der Union hat nur dann eine gute Chance, wenn er von beiden Schwesterparteien breit unterstützt wird.“
Stimmen aus der CDU, der populäre Gesundheitsminister möge sich selbst doch noch um den CDU-Vorsitz bewerben, erteilte Spahn eine Absage. „Ich habe im Februar entschieden, mit Armin Laschet im Team anzutreten, mit ihm als Kandidat für den Vorsitz. Das gilt“, sagte Spahn und ermahnte die CDU zur Geschlossenheit: „Wir haben vor wenigen Wochen am Streit über die Verschiebung des Parteitages erlebt, dass es unter der Oberfläche in der Partei weiterhin brodelt. Der Zusammenhalt der CDU ist kein Selbstläufer. Konflikte werden derzeit nur von Corona zugekleistert“, so seine besorgte Bestandsaufnahme.
Spahns Appell: „Für mich bleibt es zentral, dass wir als Partei geeint sind. Es bringt uns gar nichts, wenn wir erst einen Vorsitzenden und später einen Kandidaten haben, der dann aber nicht Kanzler wird, weil wir es nicht schaffen, unsere Partei zusammenzuhalten.“
Die CDU-Führung will am kommenden Montag den genauen Fahrplan zur Wahl des Nachfolgers von Annegret Kramp-Karrenbauer an der Parteispitze festlegen. Bislang ist eine Abstimmung Ende der zweiten Januar-Woche vorgesehen. Die Bewerber sind neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet der Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen.