Ankara – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am Sonntag, die Türkei sehe sich selbst als Teil Europas. Er forderte die Europäische Union jedoch auf, „ihre Versprechen zu halten“, etwa was den Beitrittsantrag des Landes und die Flüchtlinge betreffe.
Sein Land suche mit niemandem Streit, strebe eine engere Zusammenarbeit mit Freunden und Verbündeten an und sehe sich als „untrennbaren Teil Europas“, so Erdogan auf einem Provinzkongress am Wochenende.
„Wir sehen uns immer als Teil Europas“, sagte Erdogan in einer Rede vor Mitgliedern der Regierungspartei. „Wir haben uns entschieden, Europa zu bevorzugen, solange sie uns nicht zwingen, uns anderswo umzusehen.
Er fügte hinzu: „Halten Sie Ihre Versprechen an unser Land, von der Vollmitgliedschaft bis zur Flüchtlingsfrage. Lassen Sie uns gemeinsam eine engere und effizientere Zusammenarbeit aufbauen“.
Diese Worte wurden in einigen deutschen Medien jedoch als „180 Grad Kehrtwende“ interpretiert.
„Warum Erdogan Europa gegenüber plötzlich Schalmeientöne anstimmt, schreibt etwa die „Kleine Zeitung“.
„Erdogans 180-Grad-Wende“, titelt „die Presse“.
„Die Wiederentdeckung Europas“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“ am Sonntag.
Die Gründe für einen angeblichen Sinneswandel sehen die Medien in einer „bedrohlichen Wirtschaftslage“, den Wahlsieg Joe Bidens und EU-Sanktionen.
Zum Thema
– Türkei –
EU-Mitgliedschaft: Die Türkei ist bereit, alle Kriterien zu erfüllen
Die Türkei sei bereit, alle Kriterien für die EU-Mitgliedschaft zu erfüllen, wenn die Union ehrlich verhandeln wolle, sagte der türkische Außenminister am Dienstag.
EU-Mitgliedschaft: Die Türkei ist bereit, alle Kriterien zu erfüllen