Washington – Ein kürzlich veröffentlichtes Buch über die Außenpolitik des US-Präsidenten Donald Trump enthüllt neue Details darüber, wie er angeblich Premierminister Benjamin Netanjahu unter Druck gesetzt hat, einen türkischen Staatsbürger, der in Israel wegen Schmuggels für die Hamas festgehalten wurde, freizulassen.
Trump habe die Freilassung des türkischen Staatsbürgers im Rahmen einer Vereinbarung mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Freilassung des zu der Zeit in der Türkei inhaftierten amerikanischen evangelischen Pastors gefordert.
Die Freilassung der 27-jährigen türkischen Staatsbürgerin Ebru Özkan, im Juli 2018, erfolgte Berichten zufolge einen Tag nach einem Telefongespräch zwischen Trump und Netanjahu, bei dem das Thema besprochen worden sei. In ihren neuem Buch „A Very Stable Genius“ beschreiben die Reporter Carol Leonnig und Philip Rucker der Washington Post genau, wie sich der Deal für ihre Freilassung entwickelt hat und beleuchten die Beziehungen zwischen Trump, Netanjahu und Erdogan.
Dem Buch zufolge sprach der türkische Staatschef den amerikanischen Präsidenten bei einem NATO-Gipfel in Brüssel im Juli 2018 an und bat ihn, Israel dazu zu drängen, Özkan freizulassen. Sie war einige Wochen zuvor bei der Ankunft in Israel verhaftet und des Schmuggels von Geld und einem Mobiltelefon an Hamas-Mitglieder angeklagt worden war.
Im Gegenzug versprach Erdogan Trump die Freilassung von Andrew Brunson, einem amerikanischen Pastor, der in der Türkei verhaftet worden war. Trump und Erdogan hätten den Deal mit einem „Faustgruß“ abgeschlossen.
Wenige Tage später überbrachte Trump demnach die Bitte des türkischen Präsidenten an Netanjahu.
„Am 14. Juli, während Trump das Wochenende in seinem Golfresort in Schottland verbrachte, beschloss er mitten in einer Runde, Netanjahu anzurufen“, schreiben die Autoren. „Seine Helfer brachten ein sicheres Telefon. Trump habe den israelischen Premierminister gebeten Özkan freizulassen. Netanjahu gestand, dass er nichts über die Frau wusste.
Özkan wurde beschuldigt, eine relativ kleine Summe – mehrere hundert Dollar – geschmuggelt zu haben. Laut israelischen Berichten fand ihr Prozess vor einem Militärgericht in den Medien wenig Beachtung. Das mag der Grund sein, warum Netanjahu von der Bitte des amerikanischen Präsidenten überrascht war.
Er habe sich bereit erklärt, die Sache zu prüfen und ihre Freilassung zu beschleunigen. Bereits am nächsten Tag sei Özkan freigekommen und wurde in Istanbul von Reportern empfangen. Sie habe sich dort auch bei Erdogan bedankt, so das Buch.
Im Oktober 2018 wurde dann auch Brunson aus türkischer Haft entlassen
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