Hamburg (nex) – Der Insolvenzfall des früheren Wimbledon-Siegers Boris Becker nimmt immer größere Ausmaße an. Gläubiger des ehemaligen Tennisspielers meldeten inzwischen Forderungen in Höhe von 54,4 Millionen Pfund bei der Insolvenzverwaltung in London an – umgerechnet mehr als 61 Millionen Euro. Das berichtet der stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe.
An Vermögenswerten ermittelte die Insolvenzverwaltung einem ersten internen Report zufolge bei Becker bislang nur einen Bruchteil der Forderungssumme.
Die mit Abstand höchste Forderung kommt laut Gläubigerliste von dem einstigen Metro-Manager und Investor Hans-Dieter Cleven, der umgerechnet 38,4 Millionen Euro anmeldete. Cleven unterhielt seit 1999 mit Becker mehrere Firmen und lieh dem deutschen Tennisstar immer wieder Geld. Cleven streitet gleichzeitig auch vor schweizerischen Gerichten um die Rückzahlung der Summen.
Weit mehr als bislang bekannt fordert die britische Privatbank Arbuthnot Latham & Co, die den Fall im Juni dieses Jahres vor das Insolvenzgericht in London gebracht und so die Pleitespirale bei Becker losgetreten hatte: Die Bank will rund 10,5 Millionen Euro. Aber auch Wirtschaftsprüfer, eine Anwaltskanzlei, eine Londoner Kommunalbehörde und zwei Unternehmer aus Deutschland, denen Becker offenbar noch Geld schuldete, meldeten Ansprüche an. Ob alle Forderungen in der genannten Höhe durch die Insolvenzverwaltung anerkannt werden, ist noch offen.
Auf der „Haben“-Seite Beckers bleibt ebenfalls Klärungsbedarf. Verschiedene Vermögenswerte wie etwa sein Elternhaus in Leimen sind in einem ersten Bericht der Insolvenzverwalter („initial report“) bislang nicht erfasst. Seine mit hohen Grundschulden belastete Finca auf Mallorca sowie Firmen, die sich um Beckers Markenrechte kümmern, wurden bis dato zudem noch nicht bewertet. Dennoch lässt sich bereits erahnen, dass die Forderungen nach derzeitigem Stand wohl kaum befriedigt werden können.
So wurden nach Informationen des stern bislang erst Vermögenswerte in Höhe von rund 540.000 Euro identifiziert – darunter der Restwert eines kreditfinanzierten oder geleasten Porsche Macan, eine Versicherungspolice, Möbel im Wert von rund 200.000 Euro sowie diverse Uhren, die zusammen 41.000 Euro bringen sollen. Und auch auf der Bank lagen bei Becker zum Zeitpunkt der Insolvenz offensichtlich keine Reichtümer: Ein Privatkonto wies rund 5500 Pfund auf, ein gemeinsam gehaltenes Konto weitere 35.000 Pfund. Boris Becker wollte sich auf stern-Anfrage hin nicht zu dem Fall äußern.