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Muslime in Deutschland
Kommentar: Warum muslimische Mädchen nicht schwimmen

Ist ein schwieriges Thema, die Sache mit den Muslimen und dem Schwimmen. Entweder sie tun es zu oft und laut, wie muslimische Jungs in Berlin-Neuköllner Freibädern. Oder sie tun es zu wenig, wie unterdrückte muslimische Kopftuchmädchen.

(Foto: pixa)
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Von Fabian Köhler

Ist ein schwieriges Thema, die Sache mit den Muslimen und dem Schwimmen. Entweder sie tun es zu oft und laut, wie muslimische Jungs in Berlin-Neuköllner Freibädern. Oder sie tun es zu wenig, wie unterdrückte muslimische Kopftuchmädchen. Letzteres ist zumindest das Klischee, welches angesichts steigender Flüchtlingszahlen des immer schon vorhandenen Rassismus und unter dem Vorwand steigender Flüchtlingszahlen zurzeit eine kleine Renaissance erlebt.

„Hassprediger, getrennter Schwimmunterricht für Kinder, Zwangsverheiratungen – alles Ausnahmen?“, fragt beispielsweise Frank Plasberg in seiner Sendung vom 28. September. BILD-Kolumnist Hugo Müller-Vogg fordert Muslime auf, „die eigenen Töchter selbstverständlich am Sport und Schwimmunterricht teilnehmen zu lassen“. Und selbst das neugegründete Muslim-Think-Tank „Muslimisches Forum“ gibt dem „Schwimmunterricht“ einen eigenen Platz in seinen „17 Thesen für ein Miteinander.“

Hatte Thilo Sarrazin also doch recht, als er schon vor fünf Jahren den Schwimmunterricht zum Symbol eines »kulturellen Problems« der Muslime erklärte, das »gegen deren Willen kaum verändert werden« könne? Nein, hat er nicht! Denn auch wenn „muslimische Mädchen dürfen nicht schwimmen“ kaum noch aus der Islamophobie-Hitlist wegzudenken ist: An dem Klischee ist nichts dran.

„Muslimisches Leben in Deutschland“ heißt eine Studie des „Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge“, die schon im Jahr 2009 herausfand, wie es muslimische Schüler wirklich mit dem Schwimmunterricht halten. Diese kam zwar tatsächlich zu dem Ergebnis, dass fast jedes zweite muslimische Kind dem Schwimmunterricht fern bleibt.

Nur die Gründe dafür fand die Studie woanders. In nur 1% der Fälle waren es „religiöse“. Dem Sexualkundeunterricht blieben sogar nur 0,7% der muslimischen Schüler aus „religiösen Gründen“ fern. Der Anteil von muslimischen Schülern lag damit sogar noch leicht unter dem ihrer nicht-muslimischen Mitschüler, die aus „religiösen Gründen“ den Unterricht schwänzten.

Der Hauptgrund dafür, dass über 40% der muslimischen wie nicht-muslimischen Schüler regelmäßig nicht am Schwimmunterricht teilnehmen ist hingegen einer, den man auch aus der jetzigen Flüchtlingsdebatte kennt: Es gibt zu wenig kommunale Angebote. Nicht muslimische Mädchen bleiben dem Schwimmunterricht fern, sondern der Schwimmunterricht den muslimischen Mädchen.

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Erschienen bei Schantall und die Scharia