Hamburg (nex) – Dass Kunden für die Autos der Luxusmarke Porsche tief in die Tasche greifen müssen, ist nicht neu. Dass Vertragswerkstätten bei Inspektionen überhöhte Preise verlangen allerdings schon. Das fand die Redaktion im Werkstatt-Test der aktuellen AUTO BILD-Ausgabe 51/2017 heraus.
Damit nicht genug: Die acht überprüften Werkstätten fanden nur 71,9 Prozent der eingebauten Fehler – die schlechteste Quote aller Premiummarken in den letzten zehn Jahren. Für den Werkstatt-Test präparierte die Redaktion gemeinsam mit der Dekra acht Porsche 911 mit jeweils sechs Mängeln.
Darunter: ein eingerissenes Wischblatt, Kühlwasser unter Minimum und eine lose Unterbodenverkleidung. Diese Fahrzeuge gaben sie zur Inspektion in sieben als Porsche-Zentren firmierende Betriebe und in die Werksniederlassung in Zuffenhausen. Alle Werkstätten haben identische Wartungsvorschriften:
Die Mängel sollten also von den Testkandidaten problemlos erkannt und behoben werden. Auch die Preise sind so vergleichbar. „Unterm Strich war es der bisher teuerste Werkstatt-Test von AUTO BILD – und einer der schlechtesten“, sagt AUTO BILD-Mitarbeiter Hendrik Dieckmann. „Schockierend: Fünfmal wurden die bis zu 300 km/h schnellen Elfer mit lockerer Unterbodenverkleidung auf die Straße gelassen. Das ist lebensgefährlich!“
Keine Werkstatt wird mit dem „Goldenen Schraubenschlüssel“ ausgezeichnet. Diesen gibt es nur für die Note „sehr gut“ bei Arbeitsleistung und Service. Löhr Sportfahrzeuge in Koblenz erzielt als einzige Werkstatt die volle Punktzahl bei der Arbeitsleistung, bekommt aber Abzug beim Service. In dieser Kategorie schafft kein Kfz-Betrieb eine bessere Note als „befriedigend“.
Das liegt vor allem an der überhöhten Preisgestaltung. So berechnet das Sportwagen-Center Schmidt + Koch in Bremen 75 Euro für das Ab- und Anschrauben von vier Rädern. Tölke & Fischer Sportwagen in Willich schreibt 26 Euro für das in Sekunden erledigte Anclipsen der neuen Wischblätter auf die Rechnung. Gottfried Schultz Sportwagen in Düsseldorf verlangt für das Beseitigen von Laub in den Lufteinlässen knapp 54 Euro. Laut Wartungsanweisung ein ungerechtfertigter Kostenpunkt, da das Bestandteil der Wartungspauschale ist. Auch im Porsche-Zentrum Stuttgart soll der Kunde für eine Zusatzleistung bezahlen, die eigentlich Bestandteil jeder Wartung ist.
Die Werksniederlassung in Stuttgart bekommt aber nicht nur die Note „mangelhaft“ für den schwachen Service. Auch bei der Arbeitsleistung fällt sie durch. Ganze vier der sechs Fehler übersehen die Mitarbeiter. Hendrik Dieckmann: „Unser Test zeigt, dass die Kfz-Betriebe oftmals mehr abkassieren als eigentlich gerechtfertigt ist. Porsche-Fahrer sollten ihre Rechnung daher genau prüfen. Viel schlimmer aber ist, dass sich zu der offensiven Preisgestaltung eine indiskutable Arbeitsleistung gesellt.“
Den Porsche-Werkstatttest lesen Sie in der aktuellen Ausgabe 51/2016 von AUTO BILD, die am 23. Dezember 2016 erscheint.