Istanbul (nex) – Die Schriftstellerin Elif Shafak, die sich zu dem von abtrünnigen Militärangehörigen durchgeführten, vereitelten Putschversuch im vergangenen Monat äußerte, verglich das Trauma der Türken infolge des Bombenangriffs auf das türkische Parlament der Putsch-Piloten mit der Attacke der Luftwaffe auf Westminster.
„Zwischen denjenigen, die den Putschversuch organisiert und durchgeführt haben, und den Nazis gibt es keinen Unterschied“, erklärte die Autorin, die in Istanbul und London lebt, und fügte hinzu, dass jene, die zu Gewalt und List griffen, in der zivilisierten Welt keine soziale Legitimation hätten.
Shafak, die 13 Bücher, darunter auch Romane in türkischer und englischer Sprache geschrieben hat, bezog sich damit auf die „schreckliche und dunkle“ Nacht, in der etwa 240 Menschen getötet und fast 2.200 verletzt wurden, als Panzer durch die Straßen von Istanbul und Ankara rollten und F-16 Jets im Himmel dröhnten.
„Sie versuchten, die gewählte Regierung und den Präsidenten mit Waffen und Panzern zu stürzen“, sagte sie in einem mit der Nachrichtenagentur Anadolu via Internet geführten Interview. „Nichts von alldem ist weder akzeptabel noch entschuldbar.“
Shafak machte drei Gruppen aus, die gemeinsam den Putsch vereitelten: Das Volk, das dem Aufruf des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan folgte, die Straßen für sich zu beanspruchen, die Medien, die geschlossen gegen den Putsch auftraten, vor allem jene, die gewöhnlich als regierungskritisch bekannt sind und die Abgeordneten aller politischen Parteien, die trotz der Bombenangriffe auf das Gebäude eine die ganze Nacht dauernde Mahnwache für Demokratie im Parlament abhielten.
Zur Haltung Europas und der USA nach dem Putschversuch erklärte Shafak, sie glaube nicht, dass die Medien im Ausland das Ausmaß der Gefahr, der die Türkei gegenübergestanden hatte, begriffen hätten.
„Wir können und sollten in der Lage sein, Regierungen zu kritisieren“, so die Schriftstellerin. „Aber niemand hat das Recht, eine gewählte Regierung mit illegalen Mitteln zu stürzen. Ich habe die Partei für Gerechtigkeit und Fortschritt (AKP) nicht gewählt […] Aber selbstverständlich erkenne ich die Legitimität der der AKP an, weil sie vom Volk gewählt wurde. So sehr ich die gewählte Regierung respektiere, so sehr kritisiere ich jedoch auch deren Handlungen, die ich als undemokratisch betrachte.“