Istanbul – Saudi-Arabien erwägt die Anschaffung von etwa 100 Exemplaren des Kampfjets der fünften Generation, „KAAN“, das derzeit von der Türkei entwickelt wird.
Der Vorschlag zur Beschaffung der KAAN-Kampfjets wurde während des jüngsten Besuchs des Befehlshabers der königlich-saudischen Luftstreitkräfte, Prinz Turki bin Bandar Al Saud, in der Türkei erörtert. Diese Anschaffung könnte die regionale Verteidigungsdynamik erheblich verändern, berichtet Forbes.
Es gibt politische und technische Gründe, warum Riad sich für dieses Flugzeug entscheiden könnte. Zum einen könnte es den Vereinigten Staaten signalisieren wollen, dass es Alternativen zur F-35 Lightning II der fünften Generation hat.
Das potenzielle Geschäft wurde während der jüngsten hochrangigen Verteidigungsgespräche in Istanbul hervorgehoben, an denen wichtige saudische Delegierte, darunter der stellvertretende Verteidigungsminister und der Kommandeur der Luftwaffe, teilnahmen.
Diese Gespräche deuten auf eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern in der Verteidigungsindustrie hin, wobei Saudi-Arabien nicht nur Interesse am Kauf der Jets, sondern auch an Technologietransfers und einer möglichen lokalen Produktion im Rahmen seiner Vision 2030-Strategie zur Stärkung seiner Verteidigungskapazitäten bekundet hat.
Der von Turkish Aerospace Industries (TAI) entwickelte KAAN-Jet markiert den Eintritt der Türkei in den elitären Club der Nationen, die in der Lage sind, fortschrittliche Flugzeuge der fünften Generation herzustellen. Der saudischen Delegation wurden die Fähigkeiten des Jets vorgestellt, der Saudi-Arabien im Rahmen der laufenden Bemühungen zur Modernisierung seiner Luftstreitkräfte eine robuste Alternative zu westlicher Militärtechnik bieten soll.
Diese potenzielle Anschaffung folgt auf frühere bedeutende Investitionen Saudi-Arabiens in türkische Verteidigungstechnologie, insbesondere auf den Kauf von Bayraktar-Drohnen. Im Juli 2023 unterzeichnete Saudi-Arabien den nach eigenen Angaben größten Verteidigungsvertrag in der Geschichte der Türkei über Bayraktar-Akinci-Drohnen, um die militärische Bereitschaft und die Produktionskapazitäten des Königreichs zu verbessern.
Dieser Vertrag markierte nicht nur eine Art Versöhnung zwischen den beiden Nationen nach Jahren angespannter Beziehungen, sondern unterstrich auch die strategische Ausrichtung Saudi-Arabiens auf die Diversifizierung seiner militärischen Hardware-Quellen.
Der Schritt zum Erwerb von KAAN-Jets könnte als Teil eines breiteren Trends zur verstärkten Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich gesehen werden und steht im Einklang mit den Bestrebungen Saudi-Arabiens, eine autarke Verteidigungsindustrie aufzubauen und starke internationale Partnerschaften zu schmieden.
Sollte dieses Geschäft zustande kommen, wäre es nicht nur ein Meilenstein für die türkischen Rüstungsexporte, sondern würde auch ein neues Kapitel in den Verteidigungsbündnissen des Nahen Ostens einläuten, mit erheblichen Auswirkungen auf das regionale militärische Gleichgewicht.
Einzelheiten wie die finanziellen Aspekte des Abkommens, die genauen Bedingungen der Zusammenarbeit und der Zeitplan für die Umsetzung sind jedoch noch Gegenstand der laufenden Verhandlungen. Der Fortgang dieser Gespräche wird von der internationalen Verteidigungsgemeinschaft aufmerksam verfolgt werden, um zu sehen, wie sich dies nicht nur auf die saudisch-türkischen Beziehungen, sondern auch auf die geopolitische Landschaft im Nahen Osten insgesamt auswirken könnte.
KAAN – Kampfjet der 5. Generation
Der im vergangenen Jahr der Öffentlichkeit vorgestellte Jet gilt als das bisher ehrgeizigste Projekt der Türkei. Das Kampfflugzeug hatte sein Debüt auf der Startbahn und absolvierte seinen ersten Rolltest, nachdem es Mitte März letzten Jahres zum ersten Mal seine Triebwerke gestartet hatte.
Es soll die alternde F-16-Flotte im Bestand des Luftwaffenkommandos ersetzen, die ab den 2030er Jahren ausgemustert werden soll.
Das neue Kampfflugzeug wird zunächst von zwei F-110-Triebwerken von General Electric angetrieben, die auch bei den F-16-Jets der vierten Generation von Lockheed Martin zum Einsatz kommen.
Die Türkei beabsichtige jedoch, für KAAN in der Serienproduktion einheimische Triebwerke zu verwenden, die „fast fertig“ seien, so Haluk Görgün, Leiter des Präsidiums der Verteidigungsindustrie (SSB). Die Produktion soll 2028 beginnen.
Der KAAN wird in der Lage sein, Luft-Luft-Kämpfe mit Waffen der neuen Generation und Präzisionsschläge aus internen Waffenlafetten bei Überschallgeschwindigkeit auszuführen, und er wird mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und neuronalen Netzen eine höhere Kampfkraft aufweisen.
Mit diesem Flugzeug wird die Türkei eines der wenigen Länder sein, die über die Infrastruktur und Technologie zur Herstellung eines Kampfflugzeugs der fünften Generation verfügen.
https://youtu.be/SvD-9uZl4Tc