Düsseldorf – Kinderkliniken und -praxen erleben seit Wochen einen massiven Rückgang von jungen Patienten, weil die Eltern eine Ansteckung mit dem Coronavirus fürchten.
Das habe teils bedrohliche Folgen, warnt Professor Wolfgang Kölfen, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche der Städtischen Kliniken Mönchengladbach und Vorsitzender des Verbands Leitender Kinder- und Jugendärzte Deutschlands in der „Rheinischen Post“. So habe es bereits Komplikationen bei Blinddarmentzündungen gegeben, weil Eltern zu lange gewartet hätten.
Zudem fehle durch den Wegfall der Kitas ein Frühwarnsystem für Kinder aus schwierigen Verhältnissen. In Mönchengladbach war zuletzt ein fünfjähriger Junge zu Tode geprügelt worden. „Deshalb müssen wir die Kinder in den Fokus nehmen“, sagt Kölfen und fordert einen Schutzschirm für Kinder.
„In dem Sinne, dass man sie nicht einfach wegsperren kann ohne eine Perspektive. Das ist doch staatlich angeordnete Kindesvernachlässigung.“ Bisher gebe es keine Beweise dafür, dass Kinder das Virus weitergeben, wenn sie selbst keine Symptome zeigen.
Alles, was Kinder aus schwierigen Familien derzeit psychisch gesund erhalte, falle zudem weg, Langzeitschäden seien nicht auszuschließen. Kölfen wünscht sich daher eine Perspektive für die Eltern, wie es weitergeht.
„Ich könnte mir auch vorstellen, dass sich ein Politiker öffentlich in kindgerechter Sprache auf Augenhöhe einmal an Kinder wendet, warum nicht?“