Dortmund (nex) – Morgen vor 57 Jahren wurde der damalige türkische Ministerpräsident Adnan Menderes, der bei den Wahlen von 1957 mit über 50 Prozent der Stimmen ins Amt gewählt worden war, von der Militärdiktatur, die 1960 die Macht an sich gerissen hatte, hingerichtet. Nur wenige Stunden vor seiner Hinrichtung führte man an ihm eine – laut Menderes‘ damaligem Verteidiger Hüsamettin Cindoruk völlig unnötige – Prostatauntersuchung durch, um ihn, so Cindoruk weiter, „zu erniedrigen und ein weiteres Mal zu bestrafen“.
„Der außergewöhnliche Staatsmann Adnan Menderes, der in der Entwicklung, dem Fortschritt und der Demokratisierung unseres Landes eine wichtige Rolle spielt, hat unauslöschbare Spuren in unserem politischen Leben und im Herzen unseres Volkes hinterlassen“, so der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan in einer Rede.
Menderes war der neunte Ministerpräsident der Türkei, der infolge des blutigen Militärputsches im Jahr 1960 hingerichtet wurde. Menderes‘ Exekution wurde zu einem Symbol eines dunklen Abschnitts der Geschichte der Türkei. Er wurde nach dem Militärputsch vom 27. Mai 1960 zusammen mit allen Führungskräften der Demokratischen Partei (DP) festgenommen. Der Vorwurf lautete Verletzung der Verfassung und Veruntreuung von Staatsmitteln.
Die Abgeordneten wurden vor ein Militärgericht auf Yassiada, einer der Prinzeninseln im Marmarameer, gestellt, die seitdem als ein Symbol der Trauer der türkischen Demokratie betrachtet wird. Das Gericht verurteilte am Ende des einjährigen Prozesses Menderes, Zorlu und Polatkan zum Tod durch den Strang. Das Urteil wurde auf der Insel Imrali im Marmarameer vollstreckt. Menderes hatte bei den allgemeinen Wahlen von 1957 mehr als 50 Prozent der Stimmen gewonnen, bevor er eingesperrt und vor das Gericht eines Militärregimes gestellt wurde, das seine Regierung gestürzt hatte.
Viereinhalb Stunden vor der Vollstreckung des Todesurteils wurde Menderes von Ärzten untersucht. Kurz vor der Ausstellung des Attests, dass Menderes gesund sei und erhängt werden könne, schlug Dr. Sedat Tavat vor, die Prostata zu untersuchen. Menderes erwiderte, dass er sich geniere, doch ein weiterer Arzt forderte ihn auf, sich nach vorne zu beugen und führte die Untersuchung durch.
Genau viereinhalb Stunden nach diesem Gespräch und der Untersuchung wird Adnan Menderes hingerichtet werden.
Dr. Tavat: „Wir haben etwas vergessen. Wir sollten die Prostata untersuchen.“
Menderes: „Wie bitte?“
Dr. Tavat: „Wir müssen die Prostatauntersuchung durchführen.“
Menderes: „Nein… Es ist alles in Ordnung…“
Dr. Tavat: „Aber das muss gemacht werden.“
Menderes: „Wie wird dies durchgeführt?“
Dr. Tavat: „Nun… mit einem Handschuh. Ist die Prostata geschwollen oder so?“
Menderes: „Bitte… Ich kann nicht…“
Dr. Tavat: „Erlauben Sie einmal, bitte, Ihnen wurde nämlich ein Blasenkatheter gelegt. Ziehen Sie die Hosen aus. Stellen Sie sich so an den Untersuchungstisch, ich bitte darum, bitte.“
Menderes: „Bitte… Ich schäme mich.“
Dr. Zeki: „Bücken Sie sich nach vorne, weiter, weiter, legen Sie die Hände auf den Untersuchungstisch…“
Die Prostatauntersuchung wird rektal durchgeführt
Die bei Männern über 50 Jahre lebenswichtige Prostatauntersuchung wird vom Arzt digital-rektal, d. h. mit dem Finger vom Mastdarm aus, durchgeführt. Der Arzt streift sich dafür einen dünnen Untersuchungshandschuh über, trägt Gleitcreme auf seinen Finger auf und führt diesen ins Rektum ein. So kann er feststellen, ob eine gefährliche Vergrößerung oder Verhärtung besteht. Sollte dies der Fall sein, kann eine Blutuntersuchung, der so genannte PSA-Test, durchgeführt werden.