Start Meinung Gastbeitrag „Crème de la Crème der Erdogan-Gegner beim Iftar-Essen“

Gastbeitrag
„Crème de la Crème der Erdogan-Gegner beim Iftar-Essen“

Am vergangenen Donnerstag folgten zahlreiche Gäste der Einladung des Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir zum gemeinsamen islamischen Fastenbrechen.

Bundesagrarminister Cem Özdemir (Archivfoto: Screenshot/ youtube)
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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Am vergangenen Donnerstag folgten zahlreiche Gäste der Einladung des Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft Cem Özdemir zum gemeinsamen islamischen Fastenbrechen. Mit dabei waren u.a. Lamya Kaddor, Eren Güvercin mit seiner Gemahlin, Kazim Türkmen und Düzen Tekkal.

Die Crème de la Crème der German-Islamisten (in Anlehnung an Euroislam) fand sich also am vergangenen Donnerstag in einer Zeltbude ein, um der Einladung von Cem Özdemir (Grüne) zu folgen. Grund: Essen fassen zum Ramadan, sprich Iftar. Die Menü-Karte liest sich wie folgt:

Beelitzer Spargel, Wildkräuter Salat mit Apfel, Pinienkerne Vinaigrette. Pilz Maultaschen, Burrata Creme, Brunnenkresse.
Baskischer Käsekuchen, Rhabarber Anis Salat.
alkoholfreies Rothaus Tannenzäpfle, Filterkaffee.

Nun, an und für sich ist das in der Menü-Karte ersichtliche, aus dem Schwarzwald stammende, mit weichen Wasser gebraute erfrischende Tannenzäpfle, das in einem getrennten Abteil des Bierzeltes vorgekühlt zur Verfügung stand, kein Streitpunktthema an sich. Es hat sich auch kein Gast beim Iftar beschwert; die meisten werden das lokale Gebräu auch nicht kennen.

Auch im Netz hält sich die Empörung nach Bekanntwerden in Grenzen, wennschon der Anlass des Festmahls, von Cem Özdemir hätte bedacht werden müssen. Seis drum, entweder hat er nicht dran gedacht, wollte seinen German-Islam-Stempel aufdrücken oder schlicht und einfach die Lokalköstlichkeiten seiner deutschen Heimat auftischen.

Ob der türkischstämmige Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, die interkulturelle Kompetenz, die Fähigkeit besitzt, sich auf andere Rituale einzulassen, kann jedenfalls nicht infrage gestellt werden. Schließlich trägt er bei allen jüdischen Anlässen die Kippa; auch dann, wenn seine Solidarität gefragt ist; das hat er bewiesen. Und Cheeseburger würde er keinesfalls am Schabbat auftischen; stimmt doch!

Trotzdem irritierend, wenn er den Grund der Einladung penetrant wiederholt, aber dennoch ein Bierchen bereitstellt. Schließlich lädt er zu einem bestimmten Anlass (u.a.) praktizierende Muslime ein und nicht irgendwelche Vertreter eines Bauernverbandes. Das ist aber nun nicht das Problem an sich.

Etwas anderes stört mich an diesem Iftar-Essen gewaltig. Diese opportune, heuchlerische Inszenierung, bei der Cem Özdemir am Tisch Grimassen schnitt, während bei den Gästen ein stetes gegenseitiges Grinsen und Lächeln das Bierzelt erhellte. Hatten die etwa vor dem Iftar die Bäckchen noch liften lassen?

Das Problem ist ganz einfach: Cem Özdemir lässt bis heute kein gutes Haar an der DITIB übrig. In zahlreichen Interviews kritisierte Özdemir die NRW-Landesregierung für Ihre Kooperation mit der DITIB oder bezeichnete den türkischen Moscheeverband als ein Teil einer hierarchischen Organisation, deren Zentrale in Köln direkt der türkischen Religionsbehörde unterstellt sei, die ihre Anweisungen von Erdogan höchstpersönlich erhalte. Ob sich Özdemir, der auch gegen deutsche Rechtsradikale und die AfD schießt, sich mit denen an einem Tisch setzen würde?

Lamya Kaddor, die Islamwissenschaftlerin ist und den Liberal-Islamischen Bund gründete, forderte ebenfalls die NRW-Landesregierung auf, die Zusammenarbeit mit dem türkischen Moscheeverband DITIB auszusetzen. Ferner hält sie die DITIB für den verlängerten Arm Erdogans in Deutschland und macht den Moscheeverband für das „Integrations-Dilemma“ verantwortlich. Auch hier stellte sich die Frage, ob Kaddor im Bundestags-Café mit MdBs der AfD ein Käffchen schlürfen würde?

Nicht minder schwer schießt Düzen Tekkal in Richtung DITIB. Sie macht den Moscheeverband sogar für Antisemitismus, Judenhass und Entstehung von Feinbildern verantwortlich. Schließlich kämen diese Probleme nicht aus dem Nichts, sie würden angelegt werden; von wem? Selbstverständlich von der DITIB, nicht wahr? Wäre Tekkal einer Einladung der DITIB zum Iftar gefolgt? Man sitzt doch nicht mit solchen Burschen an einem Tisch, nicht wahr?

Der freie Journalist Eren Güvercin übt sich derweil als Dolmetscher der DITIB- oder IGMG-Aktivitäten. Die DITIB bzw. IGMG halte die Republikgründung der Türkei, die Dardanellenschlacht, den 23. April (bekannt auch als Kinderfest), den gescheiterten Putschversuch von 2016, den 1921 in Berlin ermordeten ehemaligen Innenminister des Osmanischen Reiches Talât Pascha hoch; was offensichtlich Güvercin ziemlich auf den Senkel geht oder damit zu Punkten versucht. Ich hoffe, ich habe nichts vergessen, denn das Spektrum, was Güvercin zusammen mit Mitgliedern der Alhambra-Gesellschaft derzeit abdeckt, ist enorm. Sie haben sich zu Türkei-Experten, German-Islam-Experten, Türken-Experten gemausert und greifen entsprechend grob die Themen auf, um sie in reißerischer Manier dem Publikum zu servieren. Würden solche Experten Ihre Andacht in einer DITIB-Moschee verrichten? Ganz sicher nicht!

Wie man unschwer erkennen kann, saßen sich also am Donnerstagabend kurz vor 21 Uhr, dennoch die Crème de la Crème der Erdogan-Gegner beim Iftar-Essen mit Vertretern der DITIB gegenüber, um Zweisamkeit zu demonstrieren. Eben jener Moscheeverband, das zuvor von jedem Einzelnen durch den Wolf gedreht wurde; und ganz gewiss danach fortgesetzt wird.

Es spielt keine Rolle, ob diese Damen und Herren in irgendeiner Art mehr oder weniger mit der DITIB oder IGMG (Milli Görüs) zuvor zusammengearbeitet oder sich dort gar zertifizieren ließen. Es geht darum, dass diese Burschen und Mädels unsere Intelligenz beleidigen, weil sie alle Mitglieder oder Moscheegänger der DITIB bzw. IGMG nicht als Individuum betrachten, sondern als ein einziger langer Arm eines Landes zeichnen.

Dieser Moscheeverband namens DITIB existiert seit 1984 und seither hat dieser Verband und haben ihre angegliederten Moscheegemeinden mehr geleistet, als diese Truppe je leisten imstande wäre. Dieser Verband und die über 900 Gemeinden vertreten nicht nur die Interessen von Türken (türkische Staatsbürger) und Deutschen (mit oder ohne türkischen Migrationshintergrund, gar Doppelstaatler), sondern sind auch Dreh- und Angelpunkt der türkischen Identität, der türkischen Kultur und türkischen Religionsauffassung.

Dieser Moscheeverband ist auch nicht aus dem Nichts entstanden, auch nicht in Riad, Abu Dhabi oder in Afghanistan. Dieser Moscheeverband wurde in Deutschland von Türken gegründet, türkischen Staatsbürgern, die u.a. hier sozialisiert sind. Dieser Verband und die Gemeinden vertreten die meisten Türken und Türkischstämmigen in Deutschland mit sunnitischem, aber auch alevitischem Hintergrund, was offensichtlich ein Problem darstellt. Das ist der eigentliche Grund, weshalb diese German-Islamisten sich wie Trolle verhalten.

Nicht die DITIB oder wir Türken und Deutsche mit Migrationshintergrund sind auf diese Truppe angewiesen, sondern Sie auf uns. Lassen wir es also nicht zu, dass Sie uns vorführen; in dem wir zu allem Ja und Amen sagen oder zum Iftar eingeladen werden, bei der gleichzeitig solche Opportunisten am Tisch sitzen.


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