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Malatya: Häuser von Aleviten gekennzeichnet

In Malatya haben Unbekannte in der Nacht auf Mittwoch insgesamt 13 Haus- und Wohnungstüren sowie Fassaden mit roten Kreuzen beschmiert. Der zumeist von Aleviten bewohnte Stadtteil macht sich nun Sorgen.

(Foto: Screenshot/Birgün)
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Istanbul (nex/tp) – In der ostanatolischen Stadt Malatya haben Unbekannte in der Nacht auf Mittwoch im Stadtteil Cemal Gürsel insgesamt 13 Haus- und Wohnungstüren sowie Fassaden mit roten Kreuzen markiert. Die alevitische Gemeinde des Stadtteils zeigt sich besorgt über den Vorfall.

Das Polizeipräsidium von Malatya bestätigte den Vorfall und gab an, den Vorfall zu verfolgen und mit den Anwohnern im Gespräch zu sein. Die Kennzeichnung von Häusern ruft bei der alevitischen Gemeinde Ängste hervor, weil es an die Pogrome von Kahramanmaras im Jahre 1978 erinnert.

Die in unregelmäßigen Abständen auftretenden Kennzeichnungen von Häusern in denen vorwiegend Aleviten wohnen, war landesweit seit knapp zwei Jahren nicht mehr beobachtet worden, bis am Mittwoch die Anwohner von Malatya erneut mit Kreuzen auf ihren Häusern und Wohnungen konfrontiert wurden.

Mit den Vorfällen hatte sich bereits das Parlament beschäftigt. Auch die Polizei konnte Anfangs keine Erfolge vorweisen und die Verantwortlichen stellen. In Istanbul wurden dann Anfang 2013 Verdächtige verhaftet. Zuvor waren innerhalb weniger Wochen in Istanbul, aber auch in anderen landesteilen, Häuser gekennzeichnet worden, die von Aleviten bewohnt waren.

Die Serie von Schmierereien, die vorwiegend im Jahre 2011 und 2012 zunahm, hatte zuletzt die Metropole Istanbul erreicht. Hier hatten Unbekannte Anfang 2012 mehrere Häuser im Stadtviertel Güzeltepe mit unterschiedlichen Schmierereien gekennzeichnet.

In einem Fall konnte die Polizei feststellen, dass sich Jugendliche einen Streich erlaubt hatten. Anfang 2013 gelang es der Polizei in Istanbul, drei Personen zu verhaften, die mit den Schmierereien in Verbindung standen. Sie wurden bereits verurteilt. Laut türkischen Medien stellte sich heraus, das zwei der Verdächtigen Mitglieder des Pir Sultan Abdal Kulturvereins waren, der dritte Beteiligte ein Mitglied der linksextremistischen Terrororganisation DHKP-C.

Das namentlich nicht genannte DHKP-C Mitglied hatte die Kennzeichen zusammen mit den anderen Tätern zu Provokationszwecken in Istanbuler Stadtteilen auf Häuserfronten geschmiert.

Die Polizei stellte bei ihren Ermittlungen fest, dass sämtliche Häuser ausnahmslos von Aleviten bewohnt waren und dass diese Kenntnisse von jemandem stammen mussten, der sich in diesen Gemeinden auskennt, weshalb man nach den Tätern auch dort zu ermitteln begann.

Nach einer mehrere Wochen anhaltenden Observation, konnte man auch festgestellt, dass die selben Personen Flugblätter verteilten, um die alevitische Gemeinde zu mobilisieren. Die Polizei griff dann in Istanbul und Mersin zu, verhaftete drei Personen und stellte auch Farbdosen, Pinsel sowie Propagandamaterial sicher.

Die Landeskriminalbehörde hatte daraufhin die Ermittlungen auf die DHKP-C konzentriert, da im Jahr 2012 20 Fälle in Istanbul und Mersin, sowie allein in Adıyaman (März 2012) 45 Fälle registriert wurden, in denen alevitische Häuser beschmiert wurden. Die Terrororganisation, so teilte das Landeskriminalamt mit, wolle zu Propagandazwecken mit Flugblättern und organisationsnahen Medien auf die Vorfälle aufmerksam machen und die alevitische Gemeinde mobilisieren.

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