Von M. Teyfik Özcan
Es vergeht mittlerweile kein Tag, wo nicht die friedvolle Religion „DER ISLAM“ durch seelenlose Terroristen, machthungrige Politiker oder sensationsgeile Medien instrumentalisiert werden und der durch die Manipulation beängstigte Bürger die Friedensbotschaft Allahs/Gottes nicht mehr unvoreingenommen einordnen können.
Das dadurch erzeugte soziale Deutungsmuster gegenüber Muslimen stellt das harmonische Zusammenleben der verschiedenen Religionen in vielen europäischen Ländern nachhaltig auf eine harte Probe.
Ein dunkelhäutiger Mann mit Bart, eine Frau mit Kopftuch, ist der Inbegriff des neuen Feindbildes. Viele Europäer reagieren mittlerweile mit großen Vorbehalten, mit der Konsequenz, dass der religiöse und kulturelle Graben immer größer zu werden scheint. Muslime werden nicht nur medial entmenschlicht und marginalisiert sondern auch für die verfehlte Integrationspolitik der Bundesregierungen verantwortlich gemacht.
Ein Zusammenleben ist unter diesen Vorurteilen schwer vorstellbar, es ist nur noch ein Nebeneinanderleben, was zu Ghettobildungen führt und zu kulturellen Autonomiegebieten innerhalb von Großstädten, mit dem dazugehörigen Verlust an Vertrauen gegenüber der staatlichen Autorität.
Eine freundschaftliche und respektvolle soziale Beziehung mit den Andersgläubigen, mit gegenseitiger Wertschätzung und gemeinsamem Zusammenleben ist im Allgemeinen schwer vorstellbar. Daher wird es jetzt Zeit, dieses Denkmuster, was als Negativbeispiel dient, aufzubrechen und mit positivem Handel zu pushen. Dieses primitive Schubladendenken bedarf dringend einer grundlegenden Revision.
Nur weil die Andersgläubigen offenkundig gläubige Muslime sind, heißt das nicht, dass sie nicht herzliche, friedvolle und tolerante Menschen mit einer gesunden Portion Humor sein können. Spätestens seit dem 11. September 2001, als eine neue Zeitrechnung für die Muslime weltweit begann, stehen sie in unserer Gesellschaft auf der Liste der Feindbilder ganz oben. Auch Berichte über Terrorregime wie die Schreckensherrschaft des Terroristischen Staates (IS) im Irak und in Syrien, haben zu diesem negativen Image beigetragen. Ferner die durchgeführten Terror Attentate in Westeuropa, wo der Islam durch geistig Unzurechnungsfähige als Mittel zum Zweck missbraucht wird.
Der Begriff „Islamismus“, dessen Verwendung ich aktuell konsequent ablehne, ist heute ein gängiger Sprachgebrauch in den deutschen Medien und taucht immer auf, wenn ein Terrorist mit einer muslimischen Glaubenszugehörigkeit unschuldige Menschen tötet, die Opfer wiederum in der Mehrheit muslimischen Glaubens sind. Wenn ein Terrorist mit einem christlichen Glaubensbekenntnis unschuldige Menschen tötet, die Opfer wieder in der Mehrheit muslimischen Glaubens sind, dann wird der Terrorist nicht auf seinen Glauben reduziert, sondern leidet mit großer wahrscheinlich an psychischen Störungen.
In diesem Zusammenhang sollte man die geistige Zurechnungsfähigkeit von Georg Bush Junior, Barack Obama und Donald Trump dringend untersuchen lassen. Das Phänomen des religiösen Extremismus ist nicht nur auf den Islam begrenzt, sondern findet sich u.a. im Christen- und Judentum wieder. In den USA legen vor allem die evangelikalen Kirchen die Bibel wörtlich aus und lehnen z.B. die Evolutionslehre ab und versuchen sie aus den Schulbüchern zu verbannen.
Selbst bei der Rechtfertigung von Gewalttaten kann man in den monotheistischen Religionen viele Parallelen feststellen, wie Steinigungen, die es auch in der Historie im Juden- und im Christentum gab. Nur, dass diese unmenschlichen Rituale, die Relikte aus einer anderen Zeit sind, noch in einigen islamisch geprägten Ländern zur Anwendung kommen, ist ein weiteres Indiz für eine antiquierte Gesellschaftsordnung, wo die Menschenrechte der Beliebigkeit ausgesetzt sind. Trotzdem sollte man sich davor hüten, die heutigen Gewalttaten, die im Namen von Religionen begangen werden und wo auf überlieferte Texte in den heiligen Büchern Bezug genommen wird, gegeneinander aufzurechnen und damit Gefahr zu laufen, wichtige politische und historische Entwicklungen auszublenden.
Zu erwähnen wären da exemplarisch die Kolonialisierung vieler Länder durch die Europäer oder der Amerikaner, die einen erheblichen Anteil bis heute daran hatten, dass sich religiös motivierter Extremismus in weiten Teilen der arabischen Staaten einen fruchtbaren Nährboden fand. Die Gründung vieler religiöser Gruppierungen in den arabischen Staaten, die sich gegen die westliche Dekadenz richten, sind ein Ergebnis des amerikanischen Imperialismus, der Erniedrigung ihrer Glaubensbrüder durch die USA und die Ausbeutung ihrer Bodenschätze von fremden Mächten.
Das Fundament ihrer religiösen Überzeugung ist das heilige und unverfälschte Buch der Muslime, das im Originalarabisch aus dem 7. Jahrhundert vorliegt und glücklicherweise im Gegensatz zur Bibel nicht Opfer einer permanenten Sprachanpassung wurde. Das unverfälschte Wort Gottes, also der Koran wurde durch die Offenbarungen, die in einem Zeitraum von 23 Jahren von dem Propheten Muhammed empfangen wurde, an die Glaubensbrüder weitergegeben. Aufgrund dieser Texttreue lehnt sich die religiöse Auslegung eng an den Koran Text, der so wenig eindeutig ist, wie die Bibel und damit zu verschiedenen teilweise bis zur gegensätzlichen Interpretationen führen kann.
Muslimische Wissenschaftler, Theologen und Autoritäten haben im Lauf der Zeit verschiedene Rechtsschulen und Traditionen studiert, die sich mit der Ableitung von konkreten Lebensregeln aus den religiösen Texten befassen. Neben dem Koran ziehen sie unter anderem die Sunna – die Lebensgeschichte des Propheten – und die Hadithe, Überlieferungen seiner Äußerungen, heran. Ein Beispiel für die breiten Interpretationsmöglichkeiten des Korans ist z.B. der Vers 100 aus der zehnten Sure: „Gott sendet (Seinen) Zorn über jene, die ihre Vernunft und ihren Verstand nicht gebrauchen mögen.“ Es ist eine Frage der Abwägung, ob man sich inhaltlich eng an den Koran anlehnt oder versucht eine situations-, orts- und zeitbedingte eigene Interpretation zuzulassen.
Und genau an diesem Punkt kann der Koran je nach politischer, religiöser oder ideologischer Überzeugung instrumentalisiert werden mit dem Ergebnis, dass jeder mit einem übertriebenen Maß an Flexibilität die Essenz des Korans ad absurdum führen kann. In der Regel sind wir als Laien mit der absolut richtigen Interpretation des Korans überfordert und sollten daher ein gesundes Maß an ethischen Werten als Grundlage unseres Handelns nehmen, um das respektvolle Zusammenleben von verschiedenen Kulturen und Religionen in Westeuropa – im Interesse aller – auf einem stabilen Fundament aufzubauen.
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