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Kommentar
Ist Köln ein muslimisches Problem?

Die Kriminellen von Köln waren gewissenloser und besser organisiert als die meisten anderen Kriminellen am Rande von Massenveranstaltungen. Das macht jedoch aus 80 Personen keine 1000 und aus asozialen Trinkern keine Muslime.

(Foto: pixabay/cocoparisienne)
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Ein Kommentar von Thorsten Reuters

Ein Großstadtbahnhof, es ist knapp nach Mitternacht, tausende Menschen haben sich versammelt, um den Jahreswechsel zu begehen, es ist schon reichlich Alkohol geflossen. Was dann passiert ist, darüber gehen die Schilderungen auseinander, es kann jedoch als einigermaßen gesicherte Erkenntnis angesehen werden, dass die Aussagen im Polizeibericht am nächsten Morgen von einer „entspannten Einsatzlage“ und einem „friedlichen Verlauf“ der Silvesterfeiern in der Innenstadt nicht wirklich präzise das widerspiegeln, was Dutzende Menschen, vor allem Frauen, die vor Ort anwesend waren, wahrgenommen hatten.

Auch wenn es zahlreiche Zeugenaussagen gibt, die Meldungen widersprechen, die über gleichsam bürgerkriegsähnliche Zustände am Kölner Bahnhof berichtet hatten, kann auf Grund anderer Zeugenaussagen und upgedateten Polizeiberichten davon ausgegangen werden, dass sich mehr als 1000 Personen auf dem Areal vor dem Bahnhof befanden, als Böller in die Menge flogen. In weiterer Folge nutzten unter anderem offenbar organisierte Banden – es war später die Rede von polizeibekannten Intensivtätern – die unübersichtliche Situation und die alkoholbedingte Beeinträchtigung vieler Anwesender aus, um sich diesen zu nähern.

Dabei soll es in nach Angaben der Polizei in mehr als 60 Fällen zu sexuellen Übergriffen auf Frauen gekommen sein – die teilweise Selbstzweck gewesen sein und zum Teil den Zweck verfolgt haben sollen, Mittätern zeitgleich den erleichterten Zugriff auf Taschen und Wertgegenstände zu ermöglichen. Die Banden sollen vorwiegend aus Personen nordafrikanischer oder arabischer Herkunft zwischen 15 und 35 Jahren bestanden haben. Ohne Zweifel stellt es eine neue Qualität krimineller Energie dar, wenn Banden auf eine derartig generalstabsmäßig organisierte Weise eine Zusammenkunft überfallen und Raubzüge gegen fremdes Eigentum gezielt mit sexuellen Übergriffen anreichern.

Man sollte meinen, die Erfahrung der Silvesternacht sollte vor allem für die Sicherheitsbehörden Anlass bieten, um die bisherigen Strategien gegen die Bandenkriminalität auf den Prüfstand zu stellen. Man sollte auch meinen, die Politik würde ihnen dabei Rückendeckung geben. Die Reaktionen waren jedoch andere. Die Übergriffe von Köln wurden einmal mehr – und dabei vor allem von Politikern und Persönlichkeiten, die bereits vor Jahren die öffentliche Dämonisierung der muslimischen Einwanderercommunity als profitable Erwerbsquelle entdeckt hatten – zum Anlass genommen, eine restriktivere Einwanderungspolitik, insbesondere mit Blick auf die Aufnahme von Flüchtlingen, zu fordern.

Darüber hinaus wurde einmal mehr in einschlägigen Publikationen die Story von der „Maskulinisierung des öffentlichen Raumes“ und des vermeintlich „mittelalterlichen“, „patriarchalischen“, „archaischen“ und „frauenfeindlichen“ (nicht Zutreffendes bitte streichen!) Wesens der „gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen in der muslimischen Kultur“ und des „muslimischen Frauenbildes“ aufgetischt und in unterschiedlicher Akzentuierung und in qualitativ unterschiedlicher Orthografie von „Emma“ über Kristina Schröder bis hin zum Pegida-Pöbel zur Sprache gebracht.

Dabei störte einmal mehr weder die Tatsache, dass es sich nach ersten Erkenntnissen bei den Tätern nicht um Flüchtlinge, sondern um polizeibekannte Elemente handelte, die bereits des Öfteren mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, noch die Aussage des Vize-Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Arnold Plickert, der von „stark alkoholisierten“ Männern aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum sprach – was mit Blick auf die Lehren der islamischen Religion bezüglich des Alkoholkonsums die Annahme nahelegt, dass es um die Frömmigkeit der Verdächtigen nicht zum Besten bestellt sein dürfte.

Es gäbe viele Debatten, die zu führen sich angesichts der Vorfälle von Köln empfehlen würde. Dabei kommt der AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke dem Kern der Sache möglicherweise sogar sehr nahe, wenn er davon spricht, dass die Ereignisse in Köln einen Vorgeschmack auf den „drohenden Kultur- und Zivilisationszerfall“ gäben. Nur ist dieser Zerfall keiner, der erst irgendwann einmal drohen würde, und er hat auch wenig mit einwanderungsbedingten Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur zu tun, sondern er zeichnet sich bereits seit Längerem und zu unterschiedlichsten Gelegenheiten ab.

Dass überall, wo Massenaufläufe stattfinden, Kriminelle ihre Chance wittern, ist kein Geheimnis. Selbst am Rande der Fanmeilen des „Sommermärchens“ der Fußball-WM 2006, die wohl zu Recht als Paradebeispiel für friedliche, völkerverbindende Festatmosphäre gilt, die das Land insgesamt zu einem besseren gemacht hätte, waren allein in NRW 7000 Straftaten zu verzeichnen, zumeist Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Diebstähle.

In Berlin gab es 2900 Anzeigen wegen diverser Delikte – wobei auch solche gegen die körperliche Integrität eine bedeutsame Rolle spielten -, in Stuttgart waren es immerhin 1100, in München 713. An den Spielorten in Sachsen, Rheinland-Pfalz und Hessen bewegte sich die Zahl der Anzeigen zwischen 419 und 580. In jenen Ländern, in denen keine Spiele stattfanden, wurden im Zusammenhang mit der WM weniger als 100 Straftaten angezeigt.

Offenbar finden manche strafbaren Handlungen also überhaupt nur dann statt, wenn auch ein Ereignis, das Massen anzieht, mit im Spiel ist. Dass diese Kriminelle gleichsam magisch anziehen, ist unter anderem damit erklärbar, dass es leichter ist, in der Großstadt nach einer Straftat in einer Menschenmenge unterzutauchen als auf dem Dorf an der Bushaltestelle. Der Alkohol sorgt in solchen Fällen regelmäßig für ein noch weiter erhöhtes Risiko.

Wobei es auch regelmäßig zu beobachten ist, dass sich vor allem sexuelle Übergriffe dort mehren, wo übermäßiger Alkoholkonsum für Enthemmung sorgt. So schlagzeilte die Süddeutsche Zeitung im Oktober 2012: „Sexuelle Übergriffe auf dem Oktoberfest – Helfer stoßen an ihre Grenzen“. Es sollen sich im Zusammenhang mit der „Wies’n“ bereits in den ersten Tagen 91 Frauen an den Frauennotruf gewendet haben. Auf Mallorca, einer der beliebtesten Urlaubsinseln für Europäer zwischen 15 und 35, ist die Kriminalitätsrate signifikant höher als auf dem spanischen Festland.

Drogen- und Sexualdelikte sowie Bandenkriminalität sind dort rapide im Aufwind, teils werden selbst Partys für Kinder zwischen 12 und 15 Jahren zum Schauplatz von Übergriffen. Die Regierung der Insel hat aus diesem Grund rigide Alkoholverbote und Verhaltensmaßregeln für weite Teile des Territoriums erlassen. Wie auch auf dem Oktoberfest sind auch auf dem „Ballermann“ regelmäßig nur wenige Muslime anzutreffen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, steigern sich jedoch die üblichen Verdächtigen einmal mehr in einen Rausch der Ethnisierung und küchenpsychologisch religiös-kulturellen Deutung von Verhaltensformen hinein, die mit Herkunft oder Religion nichts zu tun haben.

Die gleichen deutschen Rechten, die noch vor wenigen Jahren jeden Hinweis auf die Untaten der Nazis empört mit dem Hinweis zurückgewiesen hatten, man dulde keinen Vorwurf der „Kollektivschuld“ oder „Sippenhaftung“, werden jetzt nicht müde, Einwanderer und dabei vor allem Muslime pauschal für die Untaten säkularisierter Krimineller haftbar zu machen, die selbst oder deren Eltern irgendwann einmal aus Nordafrika oder dem arabischen Raum hierhergekommen waren.

Linus Blacha kommentierte dazu treffend auf Facebook:

„Wir leben in einem Rechtsstaat, in dem Schuld individuell und nicht kollektiv geahndet wird. Wenn es zulässig wäre, angesichts der Übergriffe von Köln die Zuwanderungspolitik infrage zu stellen, dann müsste es angesichts von über 800 Anschlägen auf Flüchtlingsheime auch zulässig sein, Pegida, AfD und NPD zu verbieten und die Anhänger zu inhaftieren.“

Was in diesem Zusammenhang als besonders heuchlerisch erscheinen muss, ist jedoch die selektive Entdeckung der Frauenrechte durch rechte Islamfeinde. Die schlecht gespielte Empörung über sexuelle Übergriffe nordafrikanischer Einwanderer auf deutsche Frauen bei gleichzeitiger Teilnahmslosigkeit angesichts sexueller Übergriffe auf dem Oktoberfest bis hin zur Solidaritätskampagne für Personen wie den 2007 in der Türkei verhafteten Marco W. sagt mehr als jede Statistik.

Die meisten Vergewaltigungen finden in den USA statt

Aber selbst die straft die Story von den „gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen in der muslimischen Kultur“ Lügen. Die weltweit meisten Vergewaltigungen finden durchwegs in Ländern statt, in denen der Anteil der Muslime gering ist. An erster Stelle liegen dabei die USA, gefolgt von Südafrika, Schweden (wo der Tatbestand besonders weit gefasst ist, siehe den Fall Assange), Indien, England, Deutschland, Frankreich, Kanada, Sri Lanka und Äthiopien. Zu den Hochburgen häuslicher Gewalt gegen Frauen gehören übrigens auch zahlreiche lateinamerikanische Länder – so wurde, wie auf dieser Plattform berichtet wurde, in Mexiko vor wenigen Monaten angesichts zahlreicher Fälle von „Femizid“ die „Gender-Warnstufe“ ausgerufen.

Der „Stürmer“

Es gehörte bereits zu den wesentlichen Elementen der Nazi-Propaganda, Gruppen, die man zum Abschuss freigeben wollte, eine besonders hohe Neigung zu sexueller Gewalt oder Enthemmung anzudichten. In der nationalsozialistischen Hetze gegen die Juden, wie man sie aus dem „Stürmer“ oder „Jud Süß“ kennt, wurde ausgiebig von dieser Form der Dämonisierung Gebrauch gemacht. Da „Islamkritiker“ keine allzu kreativen Menschen sind, greifen sie offenbar gerne heute noch auf dieses bewährte Hausmittel der politischen Hetze zurück.

Die berechtigte Empörung über ihren Rassismus sollte jedoch nicht dazu führen, nach den Ereignissen von Köln einfach zur Tagesordnung überzugehen. Köln ist eine Manifestation des Kultur- und Zivilisationszerfalls, aber es ist nicht die einzige. Wir müssen wieder offensiv über Sitte und Moral reden, über zwischenmenschliche Umgangsformen, über Respekt gegenüber dem Mitmenschen. Wir müssen den Mut wiederfinden, Enthemmung, Grenzüberschreitungen und Maßlosigkeit zurückzuweisen, ohne Angst vor dem Spießervorwurf. Und wir müssen auch wieder religiösen Werten einen Platz in der Öffentlichkeit zurückerkämpfen.

Denn es sind meist von ihren religiösen Wurzeln entfremdete Einwanderer, die sich in ihrer Übergriffigkeit oft noch unerträglicher gebaren als hiesige Hedomaterialisten – wahrscheinlich, weil diese ganze Tabubrecherei, Grenzüberschreitung, Enthemmung usw. für sie noch etwas Neues ist, während dasselbe bei den Einheimischen schon etwas Routinemäßiges hat, das mit der Zeit langweilig geworden ist. Zielführender als rassistische Schuldzuweisungen wäre es immer noch, schon jedem Kind früh genug beizubringen: Asoziales Verhalten ist nicht „cool“, sondern asozial. Unabhängig davon, ob der Betreffende Kevin, Ahmet oder Paul heißt.

 

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