Start Panorama Ausland Gaza-Konflikt Wegen Israel-Kritik: Pulitzerpreisträger Nguyen ausgeladen

Gaza-Konflikt
Wegen Israel-Kritik: Pulitzerpreisträger Nguyen ausgeladen

Nach dem in Deutschland einst gefeierten türkischen Pianisten Fazil Say, wurde nun ein weiterer Promi weger einer israelkritischen Äußerung von einer Veranstaltung ausgeladen. 

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New York – Nach dem in Deutschland einst gefeierten türkischen Pianisten Fazil Say, wurde nun ein weiterer Promi weger einer israelkritischen Äußerung von einer Veranstaltung ausgeladen.

Der vietnamesisch-amerikanische Autor Viet Thanh Nguyen wurde von einer bereits angekündigten Lesung wieder ausgeladen, nachdem er einen offenen Brief, in dem Israels „wahllose Gewalt“ gegen die Palästinenser im Gazastreifen verurteilt wurde, unterzeichnet hatte. Außerdem habe sich Nguyen auch in den Sozialen Medien zu dem Konflikt im Nahen Osten geäußert:

„Die israelische Regierung und ihre Unterstützer haben versucht, jeden Protest gegen Israel zu unterbinden, einschließlich gewaltfreier Proteste wie [Boykott, Desinvestition und Sanktionen], was zu der aktuellen Situation beiträgt, in der einige nur Gewalt als Lösung sehen können.“

Nguyen, dessen Roman „The Sympathizer“ 2016 mit dem Pulitzer-Preis für Belletristik ausgezeichnet wurde, wirbt derzeit für seine neuen Memoiren „A Man of Two Faces“.

Seine Lesung im Kulturzentrum 92nd Street Y sollte am Freitag um 20 Uhr stattfinden, doch um 15 Uhr erfuhr er, dass die Veranstaltung abgesagt worden war, ohne jegliche Erklärung.

„In Anbetracht der öffentlichen Äußerungen des eingeladenen Autors zu Israel und zu diesem Zeitpunkt hielten wir es für verantwortungsvoll, die Veranstaltung zu verschieben, während wir uns Zeit nehmen, um zu entscheiden, wie wir unsere Plattform am besten nutzen und die gesamte 92NY-Gemeinschaft unterstützen können“, erklärte ein Sprecher der Organisation gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

In einem Instagram-Post am Donnerstag sagte Nguyen, er habe den offenen Brief zusammen mit anderen Verfassern unterzeichnet, weil die Politik Israels den unvermeidlichen Tod von Zivilisten zur Folge habe.

„Das ist falsch und muss aufhören“, schrieb er. Er bleibe ein starker Unterstützer der Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS), die dazu aufruft, wirtschaftlichen Druck auf Israel auszuüben, um die Besetzung von palästinensischem Land zu beenden.

Nguyen sagte auf Facebook, dass „die Kunst in Zeiten des Krieges und der Spaltung manchmal zum Schweigen gebracht wird, weil manche Menschen die Welt nur als ‚wir gegen sie‘ sehen wollen“.

„Aber die Kunst“, so Nguyen weiter, „ist eines der Dinge, die unseren Geist und unsere Herzen offen halten können, die uns helfen können, über den Hass des Krieges hinaus zu sehen, die uns verstehen lassen, dass wir nicht in menschlich und unmenschlich unterteilt werden können, weil wir alle gleichzeitig menschlich und unmenschlich sind.“

Viet Thanh Nguyen ist außerordentlicher Professor für Anglistik, Amerikanistik sowie Ethnologie an der University of Southern California und hatte sich bereits 2016 für die BDS und den kulturellen und akademischen Boykott Israels zur Unterstützung der Rechte der Palästinenser ausgesprochen.

„Erinnere dich immer, vergiss nie. Diese kraftvollen Worte zwingen uns, sowohl über die Ungerechtigkeiten der Vergangenheit als auch über die Ungerechtigkeiten der Gegenwart nachzudenken. Eine dieser Ungerechtigkeiten der Gegenwart, an die wir uns nur schwer erinnern können, ist die israelische Besatzung und die Verweigerung der Rechte der Palästinenser. Für jeden von uns, der sich für Gerechtigkeit einsetzt, ist der Imperativ klar: Wir müssen uns an der Seite der Entmachteten und Vergessenen gegen Militarismus und den Staat stellen“, sagte Nguyen.