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Zinsen für Immobiliendarlehen erreichen wieder 1-Prozent-Marke

Wie in den vergangenen Wochen prognostiziert, haben die Zinsen für Immobiliendarlehen weiter zugelegt - und nun sogar wieder die 1-Prozent-Marke für zehnjährige Darlehen erreicht. Anfang September lagen die Zinsen im Mittel noch bei rund 0,8 Prozent.

(Symbolfoto: pixabay)
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Wie in den vergangenen Wochen prognostiziert, haben die Zinsen für Immobiliendarlehen weiter zugelegt – und nun sogar wieder die 1-Prozent-Marke für zehnjährige Darlehen erreicht. Anfang September lagen die Zinsen im Mittel noch bei rund 0,8 Prozent. Darauf weist die Interhyp AG, Deutschlands größter Vermittler für private Baufinanzierungen, im Vorfeld der EZB-Sitzung Ende Oktober hin.

„Die Erwartungen an die Geld- und Zinspolitik sowie steigende Renditen von Staatsanleihen infolge der wirtschaftlichen Entwicklung sind wesentliche Gründe für den Zinsanstieg“, so Mirjam Mohr, Interhyp-Vorständin. Sollte sich der aktuelle Zinstrend nach zwei Jahren extremer Niedrigkonditionen von unter einem Prozent als nachhaltig erweisen, würden sich die Finanzierungsbedingungen für Immobilieninteressentinnen und -interessenten verschlechtern, so Interhyp.

Nach Beispielrechnungen der Interhyp AG würden sich die Kosten für ein durchschnittliches Darlehen von 350.000 Euro bei einem Zinsanstieg um 0,2 Prozentpunkte innerhalb der Zinsbindung von zehn Jahren schon um knapp 6.000 Euro erhöhen. Bei einem Zinsanstieg von 0,5 Prozentpunkten wären es fast 15.000 Euro.

Die erfolgreiche Pandemieeindämmung sorgt für steigende Inflationszahlen, solide Arbeitsmarkt- und Konjunkturdaten und eine zunehmende Staatsverschuldung. Dieses Umfeld hat unter anderem die Renditen für zehnjährige deutsche Staatsanleihen klettern lassen, von etwa minus 0,5 Prozent Anfang August auf aktuell etwa minus 0,1 Prozent. Die Renditen befinden sich seit mehr als zwei Jahren anhaltend im Minus, was es zuvor seit Jahrzehnten nicht gegeben hatte.

Dies hat in Verbindung mit der Notenbankpolitik des billigen Geldes die Bauzinsen in den letzten Jahren nach unten gedrückt. Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft bei der Interhyp AG: „Die nächsten Monate werden für Immobilieninteressentinnen und -interessenten spannend. Es gibt eine Wahrscheinlichkeit, dass sich Baugeld weiter leicht verteuern könnte. Darauf deutet unser monatliches Bauzins-Trendbarometer seit einigen Monaten hin, im Zuge dessen wir regelmäßig Experten befragen.“

Interhyp hat berechnet, was eine mögliche Zinswende für Käuferinnen und Käufer bedeuten würde. Die durchschnittliche Höhe eines Darlehens für den Bau oder Kauf einer Immobilie liegt laut Interhyp aktuell bei etwa 350.000 Euro. Bei einer anfänglichen Tilgung von 3 Prozent beträgt die monatliche Kreditrate bei einem aktuellen Zinssatz von 1 Prozent derzeit 1.167 Euro. Bei einem Zinsanstieg um 0,2 Prozentpunkte auf 1,2 Prozent würde die monatliche Kreditrate auf 1.225 Euro klettern. Das klingt auf den Monat gesehen nicht viel, aber die Zinskosten würden sich innerhalb der Zinsbindung von zehn Jahren um 5.681 Euro erhöhen.

Ein Zinssprung um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent, wie es ihn etwa 2015 innerhalb kurzer Zeit gegeben hat, bedeutet für Immobilienkäuferinnen und -käufer eine monatliche Kreditbelastung von 1.313 Euro. Die Zinskosten über zehn Jahre würden sich gegenüber dem Zins von einem Prozent um 14.474 Euro erhöhen. Steigen die Zinsen auf 2 Prozent, was bei einer entsprechenden Konjunkturerholung und Inflation auf Sicht von zwei Jahren zumindest möglich oder denkbar wäre, läge die Kreditrate bei 1.458 Euro. Die Gesamtzinskosten über zehn Jahre würden um 29.052 Euro zulegen.

Mirjam Mohr: „Wer ein konkretes Finanzierungsobjekt hat, sollte derzeit eher nicht auf niedrigere Zinsen spekulieren. Wer erst in den nächsten ein bis zwei Jahren kaufen möchte, weil er oder sie aktuell noch Eigenkapital ansparen will, sollte auch möglicherweise höhere Kreditkosten bedenken.“ Die Expertin warnt jedoch vor übereilten Handlungen und wackligen Finanzierungen. „Auch wenn steigende Zinsen gerade in Kombination mit weiter steigenden Immobilienpreisen den Erwerb von Wohneigentum für viele Menschen erschweren, darf die zeitliche und finanzielle Tragweite eines Darlehens nicht unterschätzt werden. Der Immobilienerwerb sollte in erster Linie zur jeweilige Lebenssituation und Lebensplanung passen.“

Ratsamer sei es, gegebenenfalls Alternativen in Bezug auf Ort und Größe des Wunschobjektes in Betracht zu ziehen. Seit einiger Zeit gibt es bereits einen Trend hin zu Wohneigentum in mittelgrößeren Städten in der Nähe von Metropolen.