Start Panorama Ausland Griechenland Journalist wirft griechischer Polizei Schikane vor

Griechenland
Journalist wirft griechischer Polizei Schikane vor

Der Journalist und Herausgeber der Zeitung Birlik aus dem griechischen Westthrakien beschuldigt die Ordnungshüter, ihn unwürdig behandelt und schikaniert zu haben.

(Foto: Birlik)
Teilen

Gümülcine (Komotini) – Nach Angaben des Investigativ-Journalisten Ilhan Tahsin begann
alles nach einer mehrstündigen Visite in der Türkei. Bei der Rückreise nach Griechenland am Grenzübergang Kipi schien alles normal zu laufen und nach Überprüfung der Personalien durch Grenzbeamte und der Vorlage der digitalen Impfpässe durfte er mit seiner Frau wieder einreisen. Fahrzeuginsassen mit ausländischen Kfz-Kennzeichen wurden durch das EODY-Team einem Covid-19-Schnelltest unterworfen.

Aufgrund des griechischen Autokennzeichens habe eine Mitarbeiterin des EODY-Teams das Fahrzeug durchgewunken und sinngemäß gesagt „Lasst das Auto mit dem griechischen Kennzeichen durch“, und „Sie können weiterfahren, der Herr“, zugerufen. Nach seiner Ankunft in seiner Heimatstadt Gümülcine wurde das Auto des Journalisten mit griechischer Staatsangehörigkeit von einer Polizeistreife angehalten. Die Beamten baten das Ehepaar ins Polizeipräsidium von Gümülcine.

Stundenlanges Warten in Polizeigewahrsam

Im Präsidium wurden die Vorwürfe gegen ihn schriftlich übermittelt. Darin wird er
beschuldigt, sich geweigert zu haben, einen Covid-19-Test zu machen und im Anschluss mi seinem Auto vom Grenzübergang mit „hoher Geschwindigkeit“ unerlaubt entfernt zu haben.

Unwürdige Behandlung im Zentrum für illegale Flüchtlinge

Tahsin erklärt:

„Es kann sein, dass das hohe Fahrzeugaufkommen die Kommunikation vor Ort und der Lärmpegel zu Missverständnissen geführt haben. Aber ich kann es mir nicht erklären, warum ich und meine Frau im Polizeipräsidium von Gümülcine stundenlang festgehalten wurden. Nachdem Sie wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, sollte ich zur Vernehmung einem Staatsanwalt im Bereitschaftsdienst in Dedeağaç (Alexandroupolis) vorgeführt werden.Ich bat die Beamten darum, mich vor der Vernehmung umziehen zu dürfen und wir fuhren deshalb zu meiner Wohnadresse. Nachdem ich meine Kleidung gewechselt hatte, fuhren wir mit heulender Polizeisirene über die Autobahn Gümülcine-Dedeağaç zunächst nach Dedeağaç. Wir fuhren aber statt zur Staatsanwaltschaft in Dedeağaç plötzlich mit einem anderen zivilen Polizeifahrzeug nach Ferecik, in dem sich das Zentrum zur Identifizierung von illegalen Flüchtlingen befindet.

Es entschließt sich meiner Kenntnis, warum ich dorthin gebracht wurde. Nachdem ich in diesem Zentrum vernommen wurde und dies noch als normal empfunden habe, betrachte ich die Vorgehensweise danach für völlig inakzeptabel und erwarte dafür eine Erklärung. Meine Körpergröße wurde anhand eines Teleskop-Messstabs, das an der Wand befestigt war, ermittelt und im Anschluss erstellten sie ein Aktenzeichen für vorbestrafte Täter. Danach wurden Profilfotos aus der Ferne sowie Nahaufnahmen sowie seitliche Fotos mit und ohne Brille und Maske gemacht. Von allen fünf Fingern und der Innenseite beider Hände wurde mit Fingerabdruckscannern erfasst. Selbst das reichte nicht aus und alle Finger wurden mit einer schwarzen Fingerabdruckpaste versehen und Fingerabdrücke entnommen. Auch das schien wohl nicht auszureichen und von beiden Daumen wurden mittels einer Creme Abdrücke erfasst. Später wurde ich gezwungen, ein Dokument zu unterzeichnen. Auf meine Nachfrage hin wurde mir erklärt, dass dies für die Bearbeitung und die Erstellung eines Aktenzeichens erforderlich sei.“

Ilhan Tahsin: „Ich bin Journalist und kein illegaler Flüchtling oder Terrorist“

Im Anschluss wurde Ilhan Tahsin mitgeteilt, dass der Staatsanwalt seine Freilassung
angeordnet habe und ihm eine Ordnungsstrafe in Höhe von 5.000 Euro überreicht. Er sei bis zu Prozessbeginn auf freien Fuß gesetzt und könne nach Hause gehen. Der Journalist bat einen Freund um Hilfe, der ihn von Ferecik abholte und um 3:30 Uhr nach Hause brachte.

Ilhan Tahsin betont: „Warum habe ich all das geschrieben? Ich bin Journalist und kein
illegaler Flüchtling, Migrant oder ein Terrorist. Ich habe meine Heimat nicht illegal betreten und aus diesem Grund bin ich unschuldig, fühle mich im Recht und stark. Ich respektiere die Gesetze meines Heimatlandes Griechenlands und möchte der Justiz vertrauen.“

Kemal Bölge/Komotini

Auch interessant

– Waldbrand-Katastrophe –
Waldbrände: Türkei und Griechenland wollen sich gegenseitig helfen

Angesichts der verheerenden Waldbrände in Griechenland hat der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu seinem griechischen Amtskollegen am Freitag eine Beileidsbekundung übermittelt.

Waldbrände: Türkei und Griechenland wollen sich gegenseitig helfen